Freitag, 7. März 2014

Grevenbroich Milder Winter lässt den Wald verrückt spielen

Im Grevenbroicher Bend gibt es schon die ersten Blüten – knapp einen Monat zu früh. Es ist eine Herausforderung für Natur und Förster. Von Christian Schwarz
 
Der milde Winter im Rheinland zeigt erste Spuren im Grevenbroicher Bend. Die Sträucher sprießen, viele Pflanzen tragen schon erste Knospen. Am Rand des Waldwegs sieht man Schneeglöckchen und Aronstab aus dem Boden wachsen. "Die Vegetation ist bereits drei bis vier Wochen weiter als üblich", sagt Stadtförster Frank Wadenpohl: "Es waren in den vergangenen Jahren immer wieder einige Winter mild und verregnet, aber so eklatant wie in diesem Jahr, war es lange nicht mehr."
Das frühe Erwachen des Frühlings mag Waldbesucher erfreuen, für den Förster und auch die Tiere ist es allerdings nicht unbedingt von Vorteil. "Es kann dazu führen, dass besonders die Singvögel früher brüten als sonst – das kann dann aber zum Nachteil anderer Vogelarten sein, die erst später aus den Winterquartieren kommen und von den Singvögeln abhängig sind", erklärt Wadenpohl. Als Beispiel nennt er den Kuckuck, der in der Regel in Afrika überwintert und nach der Rückkehr seine Eier zum Ausbrüten in fremde Nester ablegt: "Möglicherweise findet der Kuckuck dann nur noch leere Nester vor, kann seine Eier also nicht mehr von einem Wirt ausbrüten lassen."
Für Säugetiere wie Hasen, die nun frühzeitig ihren Nachwuchs bekommen, können die warmen Temperaturen tückisch sein. "Falls noch einmal eine verregnete, kalte Periode kommt, sind die Jungtiere dafür nicht gewappnet. Sie würden erfrieren, dann verenden reihenweise Tiere im Wald", so Wadenpohl.
Das Wetter habe sogar dazu geführt, dass einige Tiere gar nicht in ihre Winterruhe getreten sind. "Ich habe beispielsweise den gesamten Winter Eichhörnchen gesehen", sagt Wadenpohl. Für die Mitarbeiter des städtischen Forsthofs bedeutet die Witterung ebenfalls eine Umstellung: "Wir haben einen Planungsverlust von vier Wochen. Gewisse Arbeiten können wir jetzt schon gar nicht mehr erledigen", sagt Frank Wadenpohl.

Insbesondere die Pflege des Baumbestands wäre nun schwer geworden. Obstbäume könnten nicht mehr vor der Blüte beschnitten werden, da bereits die ersten Knospen austreiben: "Wir würden die ganze Blüte zerstören." Das Fällen von Bäumen sei ebenso nahezu unmöglich geworden. "Die Bäume sind im Saftfluss, das heißt, sie ziehen bereits jetzt viel Wasser aus dem Boden, die Rinde ist empfindlich", erklärt Wadenpohl. Stürzt ein gefällter Baum auf einen anderen, könnte er eine große Fläche der Rinde abkratzen: "Dann entsteht bei dem Baum eine Wunde, ähnlich wie beim Menschen. Der Baum ist anfällig für Pilze und andere Schädlinge. Im schlimmsten Fall wird er morsch." Deshalb sollten Bäume möglichst im Winter gefällt werden, da die Rinde bei kalten Temperaturen weniger angreifbar sei.
Auch andere Arbeiten können besser bei Bodenfrost erledigt werden, erklärt der Stadtförster: "Viele Wege können dann befahren werden. Das geht nun nicht mehr. Jetzt wo die Blüte langsam kommt, würden wir alles kaputt walzen." Nun müsse man bis zum nächsten Winter warten – in der Hoffnung, dass dann der Frost endlich kommt.
Quelle: NGZ

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