Samstag, 15. Februar 2014

Neuss Neusser Diabetes-Forscher von Weltruf

Ärzte, Naturwissenschaftler, MTA's, Studenten: Acht "Zucker"-Experten der Uni Düsseldorf gründeten 1999 in Neuss ein Unternehmen. 15 Jahre später ist "Profil" Weltmarktführer auf dem Gebiet der automatisierten Stoffwechselforschung. Von Ludger Baten
 
In der Nachbarschaft sind vertraute Schriftzüge zu lesen: Creditreform, Bürgschaftsbank, Ibis Hotel sind überregional bekannte Namen, die für das Neusser Hammfeld stehen. Aber eine Klinik würde kaum ein Neusser in diesem Gewerbegebiet suchen – und doch, er würde fündig werden. An der Hellersbergstraße hat das Unternehmen "Profil" ein 60-Betten-Haus errichtet, dessen Hightech-Ausstattung einer Intensivstation entspricht. Dabei ist das Gebäude hoch gesichert: Nur für den, der den Code kennt, öffnen sich die Türen. Die Fenster bleiben immer geschlossen.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wird im gewerbewirtschaftlichen Herzen von Neuss medizinische Hightech-Forschung betrieben. Das Ziel sind moderne Medikamente und neue Behandlungsmethoden im Bereich Diabetes und damit einhergehender Erkrankungen wie Übergewicht und Bluthochdruck. "Wir sind Weltmarktführer", sagt Geschäftsführer Dr. Christoph Kapitza (43) mit Blick auf automatisierte Messmethoden, die mit von Profil entwickelten Geräten exklusiv im Unternehmen vorgenommen werden. Jetzt expandiert das Institut für Stoffwechselforschung. Neben Neuss wurde in Mainz ein zweiter Standort mit 20 Betten eröffnet. Mit rund 250 Mitarbeitern erwirtschaftet das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von mehr als 20 Millionen Euro.
In Deutschland wird die Zahl der so genannten Zuckerkranken auf sechs Millionen geschätzt. Dank der Forschung können diese Menschen inzwischen ein weitgehend normales Leben führen. Schon bald könnte es möglich sein, dass Insulin als Tablette eingenommen werden kann und das zuverlässige Blutzuckermessungen ohne Stechen Standard werden. Wenn es darum geht, die Diabetes-Therapie zu verbessern, sind Neuss und Mainz wichtige Forschungsstandorte.

Profil ging aus einer akademischen Studiengruppe der Universität Düsseldorf hervor. Ärzte, Naturwissenschaftler, Medizinisch-Technische Assistenten (MTA) und Studenten gründeten das Unternehmen. Weil sie in Neuss die passenden und bezahlbaren Räume fanden, siedelte sich Profil in der linksrheinischen Nachbarstadt an. Das Geschäftsfeld von Profil ist global, doch die Rekrutierung von Studienteilnehmern ist ein lokales Geschäft. Jährlich werden bis zu 1000 Probanden gesucht, die sich freiwillig in den Dienst der Forschung stellen. In klinischen Studien suchen die Ärzte und Wissenschaftler neue Wirkstoffe und Wege, um die Diabetes-Therapie zu verbessern. Je nach Studie werden Aufwandsentschädigungen zwischen 500 und 5000 Euro gezahlt. Die Entgelte legt das Institut in Absprache mit der Ärztekammer Nordrhein fest. Inzwischen erfasst die Neusser Profil-Datenbank über 20 000 Namen; weit mehr als die Hälfte sind Diabetes-Patienten.
Die meisten Studienteilnehmer kommen aus der Region. Eine Anreise von mehr als 100 Kilometern ist selten. Für viele Studien ist aber eine stationäre Beobachtung erforderlich. "Darum ist es wichtig, dass sich die Teilnehmer bei uns wohlfühlen", sagt Kapitza.
Quelle: NGZ

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