Donnerstag, 8. Mai 2014

Neuss Arbeiterwohlfahrt feiert ihren 65. Geburtstag

Ihre Wurzeln reichen in Neuss noch länger zurück, doch ihre offizielle "Geburtsstunde" hatte die Arbeiterwohlfahrt im Jahr 1949. Von Hanna Koch
 
Sie ist eine Institution in Neuss, betreibt Kindergärten, ein Familienbildungswerk und einen Pflegedienst. Und das sind nur einige Standbeine der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Neuss. Über Jahrzehnte hat sich der Wohlfahrtsverband in Neuss entwickelt, der heute und morgen sein 65-jähriges Bestehen feiert.
"Engagement für Kinder, Senioren und für die Integration", so umschreibt die Neusser Awo-Vorsitzende Gertrud Servos das Engagement des Verbands, der für sie lebendige Vielfalt und Toleranz bedeutet. "Vor allem wenn wir ein Lachen auf die Gesichter zaubern, ist es das schönste Lob", sagt sie. Servos hat selbst als Kind an den Ferienangeboten der Awo teilgenommen, die in den 50er-Jahren als "Stadtranderholung" in der Gaststätte Pfauenhof stattfanden. Neu gegründet worden war die Neusser Arbeiterwohlfahrt 1949. Bestanden hatte der Verband schon in der Weimarer Republik, war dann jedoch wegen seiner sozialdemokratischen Ausrichtung von den Nazis verboten worden.
Gründerin der Arbeiterwohlfahrt war nach dem Ersten Weltkrieg die Düsseldorfer SPD-Politikerin Marie Juchacz. "Die wiederrum hatte gute Kontakte nach Neuss und Grevenbroich", erzählt Awo-Geschäftsführer Bülent Öztas. Und so wurden die Ideen der Frauenrechtlerin, die sich dafür einsetzte, das Leid nach dem Krieg zu lindern und jungen Frauen Bildung zu ermöglichen, auf die andere Rheinseite getragen. Auch im Nationalsozialismus gingen sie nicht verloren."Viele Awo-Mitglieder waren im Widerstand", berichtet Gertrud Servos.
Nach dem Krieg wurde die Awo in Neuss von Leni Wollenhaupt neu aufgebaut, 1949 war die offizielle Eintragung als Verein. Die SPD-Politikerin, die als erste weibliche Stadtverordnete in den Rat der Stadt Neuss einzog, war bis 1977 Vorsitzende des Ortsverbands. Über dessen Geschichte hat die Awo pünktlich zum Jubiläum einen Film erstellt, in dem auch Zeitzeugen zu Wort kommen, die sich noch an die Anfänge der Arbeiterwohlfahrt in Neuss erinnern können. Anderthalb Stunden Spielzeit hat das Werk, für das sogar ein kleiner "Kino-Trailer" geschnitten wurde. Außerdem hat eine Kita-Mitarbeiterin der Awo Bilder gemalt, in denen die einzelnen Arbeitsbereiche des Verbands abgebildet sind. Und das sind eine ganze Menge", sagt Bülent Öztas schmunzelnd. Von Projekten wie "Mama will lernen", über Sommerfeste, bis hin zu Ferienfreizeiten, Seniorenprojekten oder dem Engagement für das "Frühlingsfest der Kulturen" zeigen die Bilder das breite Spektrum der Awo, die in Neuss rund 360 Mitglieder hat und 100 Mitarbeiter beschäftigt. "Hinzu kommen die jungen Leute, die bei uns ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvieren, und natürlich viele Ehrenamtler", sagt Östaz, der seit dem Jahr 2005 Awo-Geschäftsführer ist.
Gefeiert wird das Jubiläum heute mit einem Festakt im Friedel-Kluth-Haus an der Adolfstraße, wobei das Datum mit Bedacht gewählt ist - denn der 8. Mai ist der "Tag der Befreiung" und damit Gedenktag für die Kapitulation der deutschen Wehrmacht 1945. "Damit war das der Startschuss für den Wiederaufbau der Awo", sagt Gertrud Servos, die mit Bülent Öztas für die Mitglieder noch weitere Jubiläumsveranstaltungen in diesem Jahr geplant hat (siehe Infobox). "Denn den 65. Geburtstag wollen wir gebührend feiern", sagt Servos.
Quelle: NGZ

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