Korruption behauptet sich wie eine Krake mitten in der Gesellschaft. Experten schätzen den jährlichen Schaden allein in Deutschland auf rund 250 Milliarden Euro. 98 Prozent der Taten bleiben unentdeckt. Auch das sagen Experten. In Neuss flog ein Fall im Gebäudemanagement auf. Das war 2011. Die Ermittlungen dauern an. Bürgermeister Herbert Napp reagierte, berief mit Klaus Kokol (60) und Ralf Kriesemer (51) ein Referat Antikorruption, das ihm direkt unterstellt ist. Für "The Untouchables" im Rathaus ist dieser "direkte Zugang zum Chef" sehr wichtig, sagt Klaus Kokol, "weil klar wird, dass der Bürgermeister es ernst meint mit null Toleranz!"
Kokol und Kriesemer sind inzwischen der Überzeugung, dass ihre Arbeit in der Antikorruption landesweit "einzigartig" ist. Der hohe Stellenwert, den das Thema im Neusser Rathaus genieße, habe sich herumgesprochen. Viele Anfragen aus anderen Städten erreichen die beiden Antikorruptionsbeauftragten, die vielfach zu Vorträgen eingeladen werden - auch vom Landeskriminalamt. "Wir sind in Neuss vergleichsweise weit", sagen Klaus Kokol und Ralf Kriesemer. Aber sind sie auch erfolgreich? Oder anders gefragt: Wie lässt sich bei einer angenommenen Dunkelziffer von 98 Prozent Erfolg messen?
Kokol gibt zu, dass die Beschäftigung mit dem Thema Korruption, ihn hat "misstrauisch" werden lassen. Grund: Im Alltag gebe es ein "Wahrnehmungsproblem" dafür, wo Korruption einsetzte. Eine Tasse Kaffee, ein Glas Wasser oder ein einfacher Imbiss sind zwar auch für Kokol und Kriesemer "sozial adäquate" Zeichen der Gastfreundschaft. Doch die Unbestechlichen halten lieber an ihrer Null-Toleranz-Linie fest, um eine Grauzone erst gar nicht entstehen zu lassen.
So versuchen die beiden Antikorruptionsbeauftragten, die Kollegen präventiv zu sensibilisieren: "Letztlich geht es um ethische Fragen: Für welche Werte stehen wir als Verwaltung?" Ein Ethik-Programm soll demnächst Antworten geben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen