Donnerstag, 1. Mai 2014

Neuss 0 Bei Demenz ist Früherkennung wichtig

Je früher eine Demenz erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln. Bei der NGZ-Telefonaktion nutzten viele Leser, die erste Anzeichen von Vergesslichkeit verspüren, die Chance, Dr. Jens Benninghoff um Rat zu fragen. Von Hanna Koch
Es ist nicht immer einfach, sich einzugestehen, dass etwas nicht stimmt - und doch ist es gerade bei einer Demenz wichtig, sich frühzeitig an einen Experten zu wenden. Viele Neusser trauten sich gestern, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Am NGZ-Telefon hatten sie mit Dr. Jens Benninghoff, Privatdozent und künftiger Leiter des Demenzkompetenzzentrums in der Nordstadt, einen kompetenten Ansprechpartner.
"Ich habe das Gefühl, bei mir geht es langsam los mit der Demenz" - diesen Satz hörte der Gerontopsychiater bei seinen Gesprächen gestern häufig. Den Betroffenen riet der Experte, zunächst das Gespräch mit dem Hausarzt zu suchen. Der könne erste Gedächtnistests machen und seine Patienten an Fachärzte überweisen - etwa zu ihm, denn Benninghoff bietet regelmäßig Gedächtnissprechstunden im Alexius-Krankenhaus an.
Ratsam ist dem Psychiater zufolge auch, eine Kernspintomographie (MRT) vom Kopf machen zu lassen. "Damit können wir uns ein genaues Bild vom Gehirn machen. Das erleichtert die Diagnose", sagte Benninghoff. Denn eine Demenz könne ganz unterschiedliche Ursachen haben. So kann das Gehirn etwa durch Hirnblutungen, Schlaganfälle oder Tumore geschädigt sein. Auch eine Altersdepression kann Demenz hervorrufen, die mithilfe von Antidepressiva behandelt werden kann.

Die Krankheit Alzheimer, die zu einer Schädigung der Nervenzellen führt, sei daran erkennbar, dass sie schleichend vonstatten gehe, erläuterte Benninghoff einer Anruferin, die besorgt von ihrem Vater berichtete. Der sei in letzter Zeit besonders vergesslich gewesen, könne sich zum Beispiel beim Einkaufen vom einen auf den anderen Moment nicht mehr erinnern, was er schon gekauft habe. "Und dann kauft er es noch einmal", erzählte sie. Ihr Vater habe vor einigen Jahren den Krebs besiegt, fügte die Tochter hinzu. "Möglich, dass sich im Kopf ein neuer Tumor gebildet hat, der das Gehirn beeinträchtigt", antwortete Benninghoff, der in diesem Fall dringend zu einem MRT riet.
Für die Angehörigen ist der Umgang mit der Erkrankung schwierig - vor allem, weil sie sich oft hilflos fühlen. So geht es auch einer Anruferin, die am NGZ-Telefon von ihrem Mann berichtete, der nach einem Schlaganfall bettlägerig und dement wurde. Diesem Patienten könne medikamentös kaum geholfen werden, sagte Benninghoff. Er empfiehlt in solchen Fällen Ergo- und Physiotherapie, die etwa ein Neurologe verschreiben könne. "So kann sich immerhin der körperliche Zustand verbessern", sagte der Experte. Er rät Angehörigen, sich ebenfalls Hilfe zu holen, etwa bei einer Angehörigengruppe, wie sie die Demenzberatungsstelle Beko in Neuss anbietet. "Es gibt viele Hilfsangebote", sagte Benninghoff, der diese ab 2015 im Demenzkompetenzzentrum bündeln möchte.
Info Die Gedächtnissprechstunde im Alexius-Krankenhaus ist unter Telefon 02131 52925150 zu erreichen. Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige ist außerdem die Demenzberatungsstelle Beko, 02131 52915666.
Quelle: NGZ

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