Vieles in der Gaststätte ist so geblieben wie vor 50 Jahren, als ihr Vater Anton Wawrzyniak das Haus an der Alten Heerstraße baute. Die Theke ist ebenso ein halbes Jahrhundert alt, der Stuck an der Wand und die Holzverkleidung der Heizung sorgen damals wie heute für den Charakter einer urigen Kneipe. "Früher war hier rundherum fast nichts, es führte nicht einmal eine befestigte Straße vorbei", sagt Annemarie Schumacher. Ihr Vater habe damals aus einer Laune heraus die Gastwirtschaft eröffnet, ein Jahr später stieg Mutter Wilhelmine mit ein und sollte daraufhin die "Martinsklause" besonders prägen.
Bis 1974 blieb sie in Familienbesitz, wurde dann verkauft und an die alten Eigentümer wieder verpachtet. Heute gehört das Grundstück der Stadt Kaarst, die mittelfristig andere Pläne damit, was bedeutet, dass die "Martinsklause" irgendwann auch abgerissen wird. "Die Bagger stehen schon seit 30 Jahren bei uns vor der Tür", sagt Annemarie Schumacher. "Ich mache hier noch so lange weiter bis die Stadt dann auch wirklich ihren Anspruch stellt", so die 74 Jahre alte Wirtin.
In den 1960er und 1970er Jahren feierte die "Martinsklause" auch viele Partys: Erntedankfest, Silvester, Ostern mit Eierschießen und Krönungen diverser Schützenzüge. Der Hausball fand immer acht Tage vor Karneval statt, bei der Tombola gab es ein lebendiges Schwein zu gewinnen. In der Nacht von Schützenfestdienstag zog vor der Gaststätte die Damenparade vorbei, als Tambourstab wurde ein Pariser Brot geschwungen. "Die Parade war so bekannt, dass die Leute dafür aus dem Zelt zu uns kamen. Die Straße war dann immer voll", erinnert sich Annemarie Schumacher.
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