Die Straße Im Melchersfeld liegt in Gnadental. Die Häuser sind beschaulich, es gibt Parkplätze für alle, denn wer ein Auto fährt, stellt es in der eigenen Garage ab. Auf Karten sieht der Straßenverlauf aus wie ein Kleiderbügel, in sich geschlossen. Mittendrin, im Herzen der Siedlung, liegt "Spielplatz Nr. 06 01", so führt ihn die Stadt. Auch heute noch.
Denn kaum hatte sich die Nachricht vom baldigen Ende des Spielplatzes herumgesprochen, formierte sich Widerstand. Noch am selben Abend schrieb Verena Weißphal in einer E-Mail an Bürgermeister Heribert Napp: "Täglich wird dieser Spielplatz von den Kindern und ihren Freunden genutzt." Und: "Bitte helfen Sie uns und stoppen Sie dieses Vorhaben!" Auch die Nachbarn machten sich bei Stadt und Politik für den Spielplatz stark.
Die Kinder nahmen ihn derweil symbolisch in Beschlag. Die Spielgeräte zierten bald Ballons und weiße Namensschilder: Oskar, Luisa, Lena, David und viele mehr wollten sich nicht so leicht geschlagen geben. Zusammen mit ihren Eltern sperrten sie den Hauptzugang mit einem Spruchband ab: "Finger weg".
Zu alt, zu teuer, zu wenig frequentiert - das waren die Gründe, die die Verwaltung bereits Ende 2012 dazu veranlasste, den Abriss von 23 Spielplätzen zu beschließen. Der Spielplatz Im Melchersfeld stand damals mit auf der Liste. Mittlerweile plane die Stadt, 28 Plätze zu schließen, sagt Tobias Spange. Zehn seien bereits geschlossen, der in Gnadental sollte diese Woche folgen.
Die Spielgeräte sind in die Jahre gekommen, Schaukel und Rutsche sind matt statt bunt. Schon lange würde hier nichts mehr getan, sagt Verena Weißphal. "Alt, aber funktional" sei der Platz, sagt Anwohner Dietmar Klar. Dass der Spielplatz nicht ausreichend frequentiert würde, wollen die Eltern nicht gelten lassen. 25 Kinder unter 14 Jahren - das ist die für den Platz vorgeschriebene Altersbeschränkung - lebten in unmittelbarer Nachbarschaft. "Tendenz stark steigend", schrieb Verena Weißphal, selbst Mutter von vier Kindern, in ihrer E-Mail an Bürgermeister Napp.
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