Donnerstag, 24. April 2014

Dormagen 0 Straßenmusiker müssen den Standort wechseln

Die Stadt Dormagen geht recht nachsichtig mit den Musikern im öffentlichen Raum um. Doch einige Regeln müssen beachtet werden. Von Stefan Schneider
Wilhelm Busch hat es schon 1872 auf den Punkt gebracht. "Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden", reimte der Dichter damals mit Blick auf die unterschiedlichen Auffassungen über Wohlklänge und Misstöne. Ob er bei seinem Vers auch Straßenmusikanten im Sinn hatte, ist nicht überliefert. Deren Hochsaison jedenfalls hat angesichts des schönen Wetters jetzt auch in Dormagen bereits begonnen - was gemischte Gefühle, von Ablehnung bis Zustimmung, bei freiwilligen und unfreiwilligen Zuhörern hervorruft.
Der Stadtverwaltung ist nicht daran gelegen, den Open-Air-Musikern das Leben schwer zu machen. "Bei uns gibt es für die Instrumentalisten und Sänger keine Meldepflicht, und sie benötigen in Dormagen für diese geringfügige Nutzung der Straße oder Fußgängerzone auch keine Sondernutzungserlaubnis", informiert Holger Burdag vom städtischen Ordnungsamt auf Anfrage.
In anderen Städten sieht das ganz anders aus. Zum Beispiel in München: Die bayerische Metropole ist die einzige Stadt in Deutschland, die Straßenmusiker zu einem Casting bittet, meldete eine überregionale Zeitung im vorigen Herbst. Wer in München im öffentlichen Raum spielen wolle, müsse zum Chef der Stadtinformation kommen und dort mehrere Stücke vorspielen. Wer nur herumklimpere, könne wieder gehen. Die Position des Stadtinfo-Chefs: "Wenn die Musiker nicht spielen können, ist das letztlich nur Betteln mit Instrument."

In Dormagen reagieren die Behörden weit weniger streng. Vorspielen muss hier niemand. Aber ein paar Regeln gibt es doch: "Die Musikanten dürfen maximal eine halbe Stunde an ein und demselben Standort spielen, dann müssen sie ein Stück weiterziehen", berichtet Holger Burdag. Das "Stück" sollte mindestens 200 Meter umfassen, fügt er hinzu.
Eine weitere Vorschrift: Verstärker dürfen in Dormagen - wie in vielen anderen Städten auch - von den Straßenmusikern nicht eingesetzt werden. In Düsseldorf war über diesen Punkt kürzlich ein Streit entbrannt. Ein Straßenmusiker, der unter anderem mit elektronischer Gitarre und elektronischem Bass arbeitet, war vor den Beschwerdeausschuss gezogen, weil er sich aufgrund des Verstärkerverbots benachteiligt fühlte. In Düsseldorf blieben die Entscheidungsträger vor gut zwei Wochen unnachgiebig. Verstärker und elektronische Instrumente würden von Anwohnern und Geschäftsleuten als störend empfunden. Die Beschränkung sei deshalb nicht willkürlich und auch nicht diskriminierend. Als zu aufwendig beurteilten die Düsseldorfer den Kompromissvorschlag, per Handy-App den zuvor festgelegten Lautstärkepegel zu überprüfen.
In Dormagen halten sich die Beschwerden über Straßenmusiker in Grenzen, sagt Holger Burdag vom Ordnungsamt. Wenn, dann kämen diese meist in den Sommermonaten, wenn die Zahl der Spieler und Sänger überdurchschnittlich hoch sei. Vielleicht trifft die Kritik aber auch vor allem die weniger musikalischen Aspiranten. Andere werden eher geduldet. "Einige der Straßenmusiker kommen von Musikhochschulen, die sind wirklich richtig gut", urteilt Burdag
Quelle: NGZ

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