Samstag, 22. März 2014

Dormagen Was Dormagener von Bauernregeln halten

Zum Weltwettertag morgen erzählen Passanten in der Fußgängerzone, welche Bauernregeln sie noch kennen. Landwirte vom Hof Decker, Sülzhof und Josefshof erklären, inwieweit Sie sich heutzutage noch auf sie berufen. Von Karoline Gellrich
 
"Wenn's im Februar nicht schneit, schneit's in der Osterzeit" oder "Siehst du im März gelbe Blumen im Freien, magst du getrost deinen Samen streuen" oder "Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter". Das sind nur drei von hunderten verschiedenen Bauernregeln, um eine Prognose auf Wetter, Ernte oder Klima im kommenden Jahr zu machen. Den morgigen Weltwettertag haben wir zum Anlass genommen um Dormagener Landwirte und Bürger zu fragen, wie aktuell Bauernregeln in ihrem Alltag noch sind.
Deren Entstehung geht weit zurück, wie die Hackenbroicher "Wetterfee" Maria Decker erzählt: "Im Mittelalter konnten die meisten Menschen weder lesen noch schreiben, deshalb dachten sie sich Reime aus, um ihre Wetter-Erfahrungen festzuhalten. Diese Sprüche machten sie dann an den Namenstagen der Heiligen fest, um sich zu orientieren, wann man aussät oder sein Feld pflügen muss." Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie einen Hof in Hackenbroich und richtet sich beim Ackerbau stets nach alten Bauernregeln: "Gestern war St. Benedikt. An diesem Tag soll man traditionell Sommergetreide aussäen, wie auch Bohnen und Erbsen. Das machen wir immer noch." Der Vers dazu: "Willst du Gerste, Erbsen, Bohnen dick, so säe sie ab St. Benedikt."
Aber nicht nur im Frühjahr, sondern ebenfalls im Herbst zur Ernte gibt es verschiedene Faustregeln, wie Decker bestätigt: "Am 21. Oktober, an St. Ursula, soll man traditionell das Getreide einfahren." Ihrer Meinung nach sind Bauernregeln weiterhin zeitgemäß, man könne sie jedoch meist nicht mehr an einem Termin fest machen: "Es gibt Jahre, in denen die Natur in ihrer Entwicklung zwei bis vier Wochen früher oder später ist. Das muss man bei den Bauernweisheiten berücksichtigen." Eine Regel, die jedoch allgemeingültig sei, ist: "Weihnachten im Klee, Ostern im Schnee."
Josef Vaaßen vom Josefshof dagegen sieht Bauernregeln kritischer: "Ich reagiere eher akut auf die Natur und die aktuellen Wetterbedingungen", sagt er. Positive Erfahrungen habe man in seinem Betrieb jedoch mit dem Mondphasenkalender gemacht: "Meine Frau beschäftigt sich seit einigen Jahren damit und macht die Erfahrung, dass es das Wachstum der Pflanzen enorm beschleunigt, wenn man danach aussät", sagt Vaaßen.

Seine eigenen Bauernregeln hat man auf dem Nievenheimer Sülzhof: "Seit über 200 Jahren machen wir Erfahrungen in der Landwirtschaft, die von Generation zu Generation weiter getragen werden", sagt Kurt Schumacher, der mittlerweile den Betrieb an seinen Sohn weitergegeben hat. Generalisieren könne man diese jedoch nicht: "Jeder Boden und Betrieb ist in seiner Beschaffenheit unterschiedlich – so auch die Regeln."
Passanten der Dormagener Fußgängerzone kennen oftmals nur noch zwei oder drei der bekannteren Bauernregeln. Ein Klassiker ist: "Siebenschläfer Regen, sieben Wochen Regen." Viele halten sie jedoch für überholt und glauben – ebenfalls wie Josef Vaaßen – dass man sich in Zeiten des Klimawandels nicht mehr auf sie verlassen kann.
Jedoch gibt es auch Dormagener, die an die Weisheiten der Bauern weiterhin glauben, so wie Hannelore Annecke: "Ich habe einen Bauernregeln-Kalender und festgestellt, dass sie im letzten Jahr beinah durchweg zutrafen. An ihnen muss also etwas Wahres sein." Anderen sind sie aus ihrer Kindheit noch präsent: "Mein Vater konnte an der Farbe der Gänsebraten-Knochen sagen, wie das Wetter im nächsten Jahr wird", erzählt Renate Wieczorek. Und auch Engelbert Bessler bestätigt: "In meiner Jugend kannte ich noch ganz viele dieser Sprüche. Da hat man sie oft benutzt. Heute interessieren sich die jungen Leute kaum mehr dafür. Das ist eigentlich sehr schade."
Quelle: NGZ

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