Mittwoch, 5. Februar 2014

Neuss Närrischer Maulkorb für Willibert Pauels

Die Karnevalisten aus Neuss, Düsseldorf und Neuss haben Dienstag Abend "Ne Bergische Jung" im Zeughaus mit dem Närrischen Maulkorb ausgezeichnet. Der Diakon kehrt in die Stadt zurück, in der sein Leben neue Richtungen einschlug. Von Ludger Baten
 
Für ihn war es eine Rückkehr nach Neuss, in die Stadt, "der ein Teil meines Herzens gehört": Zehn Jahre arbeitete Willibert Pauels (60) einst im Collegium Marianum an der Preußenstraße als rechte Hand von Direktor Johannes Boersch, gestern stand er im Zeughaus im Mittelpunkt. Die Karnevalisten aus Neuss, Düsseldorf und Gladbach zeichneten ihn als siebten Preisträger seit 2001 mit dem "Närrischen Maulkorb" aus – weil er als Diakon von der Kanzel und als "Ne Bergische Jung" in der Bütt dafür bekannt ist, Klartext zu sprechen. Willibert Pauels steht für Humor ohne Häme.
Der "Närrische Maulkorb" wird inzwischen wieder alle zwei Jahre verliehen. 2016 wird dann das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) der Gastgeber sein, das gemeinsam mit dem Karnevalsausschuss (KA) Neuss und dem Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV) in der sogenannten Elefantenrunde diesen Preis auslobt. 2012 wurde der Düsseldorfer Malerfürst Markus Lüpertz in Mönchengladbach geehrt, der aber ebenso für den gestrigen Abend abgesagt hatte wie nahezu alle anderen bisherigen "Maulkorb"-Träger – mit einer Ausnahme: Bernd Müller (2009), der in Neuss lebende WDR-Moderator sah aufmerksam zu, wie es seinem Nachnach-Nachfolger erging. Vor allem aber hörte er die spritzig-nachdenkliche Laudatio, die der Kölner Stadtdechant Robert Kleine in seiner Heimatstadt Neuss auf den neuen Ordensträger hielt.
Willibert Pauels verkünde die frohe Botschaft, bis zu seiner Erkrankung im Sommer 2012 habe er das besonders zwischen dem 11. 11. und Aschermittwoch auf den großen Bühnen des (Kölner) Karnevals getan: "Von Anfang an hielt er den Oberen den Spiegel vor. In der guten Tradition des Hofnarren konnte er aussprechen, was viele dachten – und das Ganze nie bösartig, sondern so charmant, dass ihm keiner böse sein konnte." Dabei nutze er die Bühne für ein persönliches Glaubenszeugnis, "das im Saal nicht nur die Menschen erreicht, denen Glaube und Religion etwas bedeutet". Mit roter Nase, Brille und schwarzem Hut als seine Erkennungszeichen stieg er zu einem Sympathieträger für die Kirche auf.
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Mit Neuss verbindet Willibert Pauels wichtige Lebensabschnitte. Im Marianum ebnete sich sein Weg – so Kleine – "vom Diakon zum Dia-Clo(w)n". Bei den Sitzungen der "KG Löstige Marianer" ging Pauels erstmals in die Bütt. Damals lernte er auch Kleine kennen. Benno Jakubassa, den Neusser SPD-Chef, kennt er noch länger. Beide gingen in Wipperfürth zur Schule. Vor dem Zeughaus begrüßten sie sich herzlich.

Als Pauels an Depression erkrankte, führte ihn sein Weg von der Bühne ins Krankenhaus, ins "Alex" nach Neuss. Dort wurde ihm geholfen. Pauels richtete sein Leben – wiederum in Neuss – neu aus – dieses Mal (fast) ohne Karneval. Gestern machte er eine Ausnahme und ließ seinen Talenten freien Lauf: machte Grimassen, erzählte herrliche Geschichten, benutzte unterschiedliche Dialekte und zeigte ein ansteckendes Lachen – für einen Maulkorb viel zu schade, für den "Närrischen Maulkorb" wie geschaffen.
Quelle: NGZ

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