Samstag, 18. Januar 2014

Sperrung am Wochenende ADAC: "Kaarster Kreuz braucht einen Baustellenmanager"

Der ADAC fordert für die Region Düsseldorf eine übergeordnete Instanz, die dafür sorgt, dass Autobahnen künftig nicht mehr gesperrt werden, wenn zeitgleich Großveranstaltungen stattfinden. So wie jetzt am Wochenende die A52 am Kreuz Kaarst. Die Autobahn gilt als eine der Hauptzufahrtsstraßen nach Düsseldorf – und dort beginnt am Samstag die Messe "Boot". Von Julia Hagenacker und Christian Schwerdtfeger
Es war ein furchtbares Bild, das sich den Arbeitern der Baustelle im Kaarster Kreuz am frühen Freitagmorgen bietet. In einer etwa drei Meter tiefen Baugrube liegt ein dunkelroter Opel auf dem Dach. Im Autowrack eingeklemmt ist ein 67 Jahre alter Mann. Er ist tot. Stundenlang hat er in seinem Wagen gelegen, unbemerkt von anderen Autofahrern.
Die Polizei vermutet, dass der Mann in Richtung Düsseldorf unterwegs war. Im Bereich der alten Tangente zur A 57 in Richtung Köln folgte er offenbar nicht der Strecke, sondern durchbrach die mit rot-weißen Baken markierte Absperrung zum Baustellenbereich. Entlang bereits installierter Lärmschutzwand-Träger fuhr er auf einer Baustraße mit hoher Geschwindigkeit etwa 600 Meter und stürzte dann in die Baugrube. Dort überschlug sich der Wagen. Die Polizei geht davon aus, dass es kein Unfall war, sondern ein Suizid. Die Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen.
Mann verunglückt mit Auto tödlich im Kaarster Kreuz
Viele Messebesucher kommen mit Auto aus den Niederlanden
Trotz des Unglücks blieb der Landesbetrieb Straßen NRW bei seinem Plan, das Kreuz Kaarst wegen Abrissarbeiten am Brückenwerk bis Montagmorgen 5 Uhr in fast alle Fahrtrichtungen für den Verkehr zu sperren. Damit ist seit Freitagabend 22 Uhr die Autobahn 52 zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach in beide Richtungen komplett geschlossen. Gesperrt sind auch weiterhin die Verbindungen von Roermond (A 52) nach Krefeld (A 57) und von Krefeld (A 57) nach Düsseldorf (Details im Infokasten).
Für Besucher der Wassersportmesse "Boot", die am heutigen Samstag in Düsseldorf beginnt, könnte die Sperrung des zentralen Verkehrsknotenpunktes nicht ungünstiger kommen. Die Veranstalter rechnen an diesem Wochenende mit 100.000 Besuchern. Viele von ihnen kommen mit dem Auto aus den Niederlanden.
Die Landesbehörde verteidigt die Sperrung. "Wenn wir uns immer nach Veranstaltungen richten würden, könnten wir nie eine solche Großbaustelle einrichten, denn irgendwas ist immer", sagt ein Behördensprecher. Den Planern bei Straßen NRW stünden nach eigenen Angaben nur etwa 15 Wochenenden im Jahr zur Verfügung, an denen sie ein Autobahnkreuz dieser Größenordnung sperren könnten.
Der Zeitpunkt für die jetzige Sperrung müsse im Kontext aller Großbaustellen auf den NRW-Autobahnen gesehen werden. Denn alle Projekte dieser Art seien eng aufeinander abgestimmt und Sperrungen weit im Vorfeld terminiert. So steht bereits heute fest, dass das Kaarster Kreuz in genau einem Jahr noch einmal fast vollständig an einem Wochenende gesperrt werden muss.
A57 wird seit mehreren Jahren ausgebaut
Der ADAC bemängelt den Zeitpunkt der Sperrung trotzdem und nennt ihn "unglücklich gewählt". Ein Sprecher des Automobilclubs meint, dass eine Terminkollision mit der Wassersportmesse vermeidbar gewesen wäre, wenn die Verkehrsplaner genauer in den Messekalender geschaut hätten.
"Die Stadt und die Metropolregion Düsseldorf benötigen einen Baustellenmanager, der als übergeordnete Institution einen Blick auf alle Großereignisse hat und mit Straßen NRW die Baustellenterminierung abstimmt", fordert ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Erfahrungen aus München würden zeigen, dass eine solche Einrichtung deutlich zur Entspannung der Verkehrswege beitrage, betont Suthold.
Die Autobahn 57, Hauptverkehrsschlagader am linken Niederrhein, wird seit mehreren Jahren auf sechs Spuren ausgebaut. Das Autobahnkreuz Kaarst ist Bestandteil dieses Projekts und wird seit Mitte Dezember schrittweise abgerissen und dann neu gebaut. An diesem Wochenende werden große Teile des Bauwerks abgetragen. Dafür ist die Sperrung notwendig.
Die Arbeiten werden mindestens zwei Jahre dauern. Ein Sprecher von Straßen NRW bezeichnete den Neubau vor einigen Wochen als "Operation am offenen Herzen". Durch das Kreuz fahren täglich bis zu 100.000 Fahrzeuge. Rund 9000 Pendler vom Niederrhein wechseln dort jeden Morgen von der A 57 auf die A 52, um nach Düsseldorf zu kommen.
Quelle: RP

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