Samstag, 18. Januar 2014

Neuss Beim Wenden in Hafenbecken gestürzt

Die Fahrerin (56) wurde erst 30 Minuten später gerettet und schwebte gestern in Lebensgefahr. Unfallursache war ein Wendemanöver. Von Christoph Kleinau
Auf der Intensivstation des Lukaskrankenhauses ringt seit gestern eine 56-jährige Frau um ihr Leben, die mit ihrem Auto um kurz nach 8 Uhr am Morgen im Hafenbecken I versunken war und erst eine halbe Stunde später von Tauchern der Berufsfeuerwehr Düsseldorf aus dem völlig überfluteten Fahrzeug befreit werden konnte. Die Reanimation der Bewusstlosen erfolgte am Unglücksort. Noch am Abend schwebte sie in Lebensgefahr.
Die Polizei geht von einem Unfall aus, dessen genauen Hergang sie aber gestern noch nicht rekonstruieren konnte. Nach Angabe von zwei Augenzeugen hatte die Frau versucht, auf der Fahrstraße zwischen dem Teil der ehemaligen Cretschmarhalle, in dem heute die Mensa des Gymnasiums Marienberg untergebracht ist, und der Hafenmole zu wenden. Dabei, so Polizeisprecherin Diane Drawe, durchbrach sie einen zur Absicherung dieser Kante aufgestellten Bauzaun und rutschte über die gemauerte Böschung und die Lukendeckel des am Pier I festgemachten Frachters Bandolino, stürzte auf dessen Backbordseite ins Wasser und versank fünf Meter tief.
Steuermann Kai Brockmann hatte zur Unglückszeit gerade seine Wohnung im Bug des Frachters zum Dienstantritt verlassen, als er den Wagen die Böschung herunterkommen sah. "Maximal zehn Stundenkilometer schnell", wie er zu Protokoll gab, fuhr der Wagen – mit Front nach vorne – setzte auf der Kaimauer auf und die Fahrt über die niveaugleiche Abdeckung des Schiffsladeraumes fort.
Wäre der Frachter nicht beladen gewesen und deshalb mit seinen Aufbauten höher aus dem Wasser geragt, so Hafenmeister Michael Braun von der Rhein-Cargo, hätten diese die Fahrt wohl gestoppt. So aber kam es zu einer Tragödie. "Man hätte das nicht zum Parkplatz machen dürfen", kritisiert Schiffsführer Frank Mittenzwei die Situation am Kai. "Der Bauzaun hält nichts."
Dirk Diederichs war mit dem Wasserrettungszug der Feuerwehr Neuss als erster vor Ort. Zwei Feuerwehrleute gingen sofort ins Wasser, konnten aber das Auto ohne Tauchausrüstung nicht erreichen. Sein Standort wurde mit Teleskopstangen geortet, so dass die Taucher der Feuerwehr Düsseldorf, die eine halbe Stunde später eintrafen, die 56-Jährige schnell bergen konnten. Der Wagen stand auf allen vier Rädern, war aber vollständig vollgelaufen, beschreibt Lutz Seebert vom DLRG Neuss die Situation am Grund des Hafenbeckens. Er blieb mit den Tauchern von DLRG und DRK-Wasserwacht, die bei der Bergung des Wagens halfen, bis mittags vor Ort.
Spätestens da bestätigte sich, was nach drei Suchtauchgängen schon angenommen werden konnte: Die Neusserin, die in der Mensa des Gymnasiums Marienberg tätig ist, war alleine in dem Fahrzeug. Guido Dalhaus, Schulseelsorger am Marienberg, leistete ihren Kollegen seelischen Beistand. Mensa und Kiosk, die gestern ohnedies nur in den großen Pausen geöffnet gewesen wären, blieben geschlossen.
Bevor mit dem Schiffskran der Bandolino der silberne Hyundai aus dem Wasser gehoben wurde, errichtete die Feuerwehr Neuss eine Ölsperre auf dem Wasser. Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde des Kreises hatten Sorge, dass Öl und Benzin ins Wasser gelangen könnten – was nicht geschah. Ein Boot der Wasserschutzpolizei sicherte das Manöver.
Quelle: NGZ

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