Mittwoch, 26. März 2014

Dormagen 0 Die rechte Hand der Notfallseelsorger

Jochen Pälmer ist seit 2012 ehrenamtlich für die Ökumenische Notfallseelsorge im Rhein-Kreis unterwegs. Bei Einsätzen übernimmt der 61-Jährige meist die Rolle des Koordinators, damit der Seelsorger in Ruhe "seinen Dienst" machen kann. Von Anneli Goebels
 
Im Jahr 2001 versprach Jochen Pälmer Pfarrerin Angelika Ludwig, der Leiterin der Ökumenischen Notfallseelsorge: "Wenn ich aus dem aktiven Dienst bei Currenta aussteige, dann fange ich bei Dir an." Und er hat Wort gehalten. Als der heute 61-Jährige im Dezember 2012 in den passiven Teil seiner Altersteilzeit wechselte, ließ er sich nicht lange bitten. Als sogenannter Assistent ist er seit dem, immer auch mit einem Seelsorger an seiner Seite, im Rhein-Kreis unterwegs, sitzt am Steuer des Einsatzfahrzeugs und sorgt vor Ort dafür, dass die Seelsorger ungestört ihre Arbeit machen können – nämlich die, mit den Menschen, denen gerade Schreckliches passiert ist, zu reden, besser noch, ihnen einfach zuzuhören.
Pälmer hat Erfahrung, jede Menge. 1978 fing er beim Rettungsdienst des Rhein-Kreises an, nachdem er zunächst eine Bäckerlehre und im Anschluss den Bäckermeister gemacht hatte. Doch den elterlichen Betrieb in Dormagen wollte er damals auf keinen Fall übernehmen. "In Dormagen gab es bereits zehn oder zwölf Bäckereien. In dem Geschäft sah ich keine Zukunft", erzählt er. So ging er zum Rettungsdienst, zwei Jahre später zur Bayer-Werksfeuerwehr in Wuppertal-Elberfeld. 1993 wechselte er dann ins Dormagener Bayerwerk.
Nicht nur beruflich, auch im Ehrenamt hat es ihm die Feuerwehr angetan. Bereits 1969 trat Jochen Pälmer der Jugendfeuerwehr bei, viele Jahre war er Mitglied im Norfer Löschzug, durch den er auch Kontakt zu den Neusser Kollegen hatte. Dort gehörte er zur "SEG", zur "Sofort-Einsatz-Gruppe". "Das sind Ehrenamtler, die dann zur Stelle sind, wenn sowohl die hauptamtlichen als auch die ehrenamtlichen Kollegen in Neuss im Einsatz sind. Schließlich kann die Wache nicht unbesetzt bleiben", erklärt der Nievenheimer, der im Oktober 2000 gerade dann Dienst hatte, als das Tankschiff "Avanti" bei Ineos explodierte. Ein furchtbares Unglück, das drei Tote und zehn Verletzte forderte. "Ich habe damals den Alarmknopf gedrückt", sagt Pälmer. Als Ehrenamtler bei der Notfallseelsorge wird er heute von der Kreisleitstelle angerufen. Dann kontaktiert er umgehend den Seelsorger, der Dienst hat, und gemeinsam machen sie sich auf den Weg. "Wenn wir kommen, geht es fast immer um den Tod eines Menschen", sagt Pälmer.

Für ihn am schlimmsten: Einsätze, bei denen Kinder gestorben sind, sei es durch einen Unfall oder durch plötzlichen Säuglingstod. Oft ist die Notfallseelsorge auch gemeinsam mit der Polizei unterwegs, nämlich dann, wenn eine Todesnachricht überbracht werden muss.
Ein gutes Team sind Pälmer und Peter Mario Werner, Pfarrer im Kreiskrankenhaus. "Vor Ort sehe ich zu, dass die Bedingungen für Gespräche mit dem Pfarrer stimmen", so Pälmer, der aber auch zuhören und trösten kann. Im Durchschnitt fünf Einsätze pro Monat fährt Jochen Pälmer, der es begrüßen würde, wenn auch Vertreter anderer Religionen – bis jetzt sind es "nur" katholische und evangelische Seelsorger – zum Team gehörten. Ans Aufhören denkt Pälmer noch lange nicht. "Solange der rechte Fuß noch Gas geben und der linke brfemsen kann, werde ich weiter machen."
Quelle: NGZ

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