Freitag, 7. Februar 2014

Raphaelshaus in Dormagen 1 Scholten: "Bordell-Besuch zerstört unseren Ruf"

Nach dem Stopp des Modellprojektes für junge Straftäter im Raphaelshaus blicken die Mitarbeiter nach vorn: "Krise als Chance." Direktor Hans Scholten kritisierte die Beendigung des Projektes gleichzeitig als nicht abgestimmte "Ad-hoc-Entscheidung". Von Carina Wernig
 
Für das Raphaelshaus, seine Mitarbeiter und die betreuten Kinder bedeutet der Wirbel um das Projekt einen großen Imageschaden. "Durch die Verfehlung eines einzelnen Mitarbeiters, die wir nicht verhindern konnten, wohl aber nach Bekanntwerden sofort den zuständigen Stellen gemeldet haben, wird nun ein gutes Projekt einfach auf Eis gelegt", sagte Direktor Hans Scholten. "Wir müssen die Krise als Chance begreifen, zueinander zu stehen und auf unsere guten Erfahrungen in der Jugendhilfe aufzubauen", sagte Scholten.
Justizminister Thomas Kutschaty hatte am Mittwoch das Projekt "Jugendstrafvollzug in freien Formen" beendet, was Scholten als nicht abgestimmte "Ad-hoc-Entscheidung" kritisierte. Das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt war vom Ministerium zur Halbzeit gestoppt worden, nachdem Verfehlungen eines Sozialpädagogen bekanntgeworden waren. Der seit einem Jahr im Raphaelshaus beschäftigte Mann soll drei Straftätern (17 und 18 Jahre) an Weihnachten 2013 einen Bordellbesuch in Düsseldorf ermöglicht haben, als sie laut Fahrtenbuch mit zwei weiteren Teilnehmern der Horst-Wackerbarth-Gruppe auf einem Ausflug zum Aachener Dom unterwegs waren. Ein Junge hatte eine Krankheit vorgetäuscht, um einen Mitarbeiter zu binden, so dass der Pädagoge allein mit den anderen wegfuhr.
Außerdem ist er mit den Jugendlichen an Silvester zwei Stunden später als angegeben, erst um 4 Uhr, zurück im Haus gewesen, was Überwachungskameras belegen. "Aufgrund dieser dienstrechtlichen Vergehen haben wir die fristlose Kündigung eingeleitet, der der Mitarbeiter durch seine eigene Kündigung zuvorgekommen ist", erklärte Björn Hoff, Bereichsleiter für die Spezialgruppen. Strafanzeige ist gestellt. Der "Lieblings-Betreuer" der Jugendlichen, der die Vorwürfe bestreitet, hatte ihnen zuvor mehrmals ermöglicht, die strikte Nachtruhe zu durchbrechen, um Karten zu spielen. Auch Alkohol und Zigaretten sollen im Spiel gewesen sein.
In dieses Bordell in Düsseldorf sollen drei jugendliche Straftäter gegangen sein, als sie laut Fahrtenbuch auf einem Ausflug zum Aachener Dom waren. Hüskes, Achim (achu)
"Ich bin nicht die Inquisition", erläuterte Scholten, warum er den Sozialpädagogen trotzdem nicht verurteilt. "Das müssen andere machen. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung." Trotzdem ist Scholten tief enttäuscht von dem Vertrauensbruch des ehemaligen Mitarbeiters, dem Übertretungen nachgewiesen werden konnten.

Wie es weitergeht, überlegt die Leitung gerade, noch bestehen Verträge mit dem Justizministerium. Sieben Mitarbeiter sind betroffen. "Aber ich wäre ein schlechter Chef, wenn ich nicht schon Lösungen im Auge hätte", sagte Scholten, der Rückendeckung durch Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann erhält: "In Dormagen haben wir das Projekt ,Kein Kind zurücklassen', das gilt auch in schwierigen Situationen. Das Projekt müsste weitergeführt werden." Im Raphaelshaus werde sehr gute Arbeit geleistet.
Quelle: NGZ

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