Montag, 3. März 2014

Neuss UPS-Chef mit eigener Fahrer-Uniform

Als Generalbevollmächtiger von UPS Deutschland ist Frank Sportolari verantwortlich für 16.000 Mitarbeiter. Der 56-Jährige verliert aber die Basis nicht aus dem Blick – einmal selbst Pakete auszufahren, ist auch für Manager Pflicht. Von Hanna Koch
 
In Frank Sportolaris Büro im Neusser Rheinpark hängt an der Garderobe nicht nur eine Notfallkrawatte, sondern auch der typisch hellbraune Anzug der UPS-Paketfahrer. Dabei ist der 56-Jährige der Chef von 16.000 Mitarbeitern des Logistikkonzern in Deutschland – "aber allzeit bereit zu sein, Pakete auszufahren, gehört zu unserer Firmenphilosophie", sagt Sportolari. Wer mit dem gebürtigen US-Amerikaner spricht, der merkt: Diese Philosophie ist dem Manager wichtig.
Seit etwas mehr als zwei Jahren ist Frank Sportolari nun "Generalbevollmächtigter" von UPS Deutschland. Zwar lebt der vierfache Vater mit seiner Frau in Düsseldorf, aber angekommen ist er in der Quirinusstadt längst. Nicht nur, weil er im Laufe seiner Karriere schon einmal als Controller in Neuss tätig war, sondern auch, weil er sich mit seiner typisch amerikanischen, lockeren Art schnell eingefunden hat. Gleichzeitig kann er seine Standpunkte auch vehement vertreten. Etwa wenn es darum geht, die viel diskutierten "Lang-Lkw" auf deutsche Straßen zu bringen.
Die Debatte werde unsachlich geführt, meint er. "Zwei Lang-Lkw ersetzen drei normale Lastwagen mit Anhänger", sagt Sportolari. Auch die Straßen würden nicht stärker belastet, weil das Gewicht über mehr Achsen verteilt wird. UPS beteiligt sich an einem Feldversuch, um die die Vorteile der "Gigaliner" herauszustellen. "Doch in Deutschland braucht es leider sehr lange, bis sich etwas bewegt", sagt Sportolari, der auf die skandinavischen Länder verweist. Dort gibt es schon seit Jahren diese längeren Lastwagen. "Da ist das gar kein Problem", sagt Sportolari.
Ärgern kann er sich auch darüber, welch schlechten Ruf die Paketbranche hat. Unterbezahlte Kurierfahrer gebe es bei UPS nicht, betont er. Von den mehr als 3000 Paketfahrern seien die meisten fest angestellt. "Sie werden mindestens tariflich, in der Regel übertariflich bezahlt", sagt der UPS-Chef. Der Mindestlohn, über den viele Branchen derzeit klagen, sei daher kein Problem. Auch UPS lagert aus – allerdings an Vertragsunternehmen. "Das sind keine verarmten Kurierfahrer, sondern Logistikbetriebe und Speditionen, die für uns den ländlichen Raum, vor allem in Ostdeutschland, abdecken", erzählt der 56-Jährige.

Dabei müssten sich die Firmen an die Vorgaben von UPS halten. Und dazu gehöre auch, die Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig anzustellen. Dass der Ruf der Paketdienste nicht der beste ist, weiß der Düsseldorfer aus eigener Erfahrung. "Mir wurde letztens ein Paket zugestellt, da gab mir der Paketfahrer seinen Autoschlüssel, damit sollte ich auf seinem Gerät unterschreiben", erzählt er. Das sei bei UPS gar nicht möglich, weil die Wagen und das Zubehör der Fahrer stets optimiert werden.
Das Unternehmen sei stolz auf seine gute Organisationsstruktur, sagt Sportolari, der im Gespräch auch einmal abschweift und begeistert von der Geschichte des 1907 gegründeten Konzerns erzählt. Er legt Wert darauf, dass der Nachwuchs von Beginn an lernt, was es heißt, bei UPS zu arbeiten. So müssen die Trainees des Konzerns mindestens einmal auf einem der braunen Trucks mitfahren. "Auch ich selbst mache das", sagt Sportolari mit Blick auf seine Fahrer-Montur an der Garderobe. "Schließlich ist die Lieferung von Paketen unser Kerngeschäft – und das müssen die Manager kennen."
Quelle: NGZ

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