Montag, 5. Mai 2014

Neuss 0 Wie Bürger die Energiewende fördern

Solaranlagen lohnen sich nicht mehr, seitdem es für die erzeugte Energie nur noch wenig Geld gibt. Das Interesse an Windkraft ist groß. Von Susanne Genath
 
Sechs bis acht Prozent Rendite wirft die Solaranlage ab, die seit dem Jahr 2008 auf dem Dach der Realschule in Holzheim Sonnenenergie in Strom umwandelt - Sparbuchinhaber können von einem solchen Ertrag nur träumen. 41 Bürger hatten gemeinsam 146 000 Euro aufgebracht, um die erste Bürgersolaranlage in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) für eine Dauer von 20 Jahren zu finanzieren. Drei andere Bürgersolaranlagen auf den Dächern Neusser Schulen folgten. Sie sind aber Auslaufmodelle.
"Heute würde man wohl keinen mehr finden, der sich an einer neuen Bürgersolaranlage beteiligt", sagt Peter Hilgers, Geschäftsführer der GbR Bürgersolaranlage Neuss. "Wir bekommen noch eine Einspeisevergütung von 46,76 Cent pro Kilowattstunde. Bei neuen Verträgen ist es weniger als die Hälfte." Dementspreche sei eine Investition unattraktiv geworden. Dabei habe sich die Anlage auf der Holzheimer Realschule durchaus bewährt. "Sie läuft störungsfrei", berichtet Hilgers.
Die Gesellschafter der drei anderen Bürgersolaranlagen auf den Dächern der Martin-Luther-/Kreuzschule, der St.-Peter-Schule und des Nelly-Sachs-Gymnasiums sind ebenfalls zufrieden, auch angesichts des Beitrags zur Energiewende. "Solarstrom erreicht seine Höchstleistung gerade dann, wenn auch die tägliche Lastspitze anfällt - zur Mittagszeit. Somit müssen weniger Spitzenlastkraftwerke zugeschaltet werden", erklärt Ralf Resch, Geschäftsführer der Bürger-Solaranlagen St.-Peter-Schule GbR und Nelly-Sachs-Gymnasium GbR. "Doch nun wird das Erneuerbare-Energien-Gesetz reformiert - Bürgerbeteiligungen werden dadurch erschwert, und die Energiewende auf dem Stromsektor dürfte spürbar gebremst werden."
Etliche Neusser stehen in den Startlöchern, um sich an einem Windrad in Hoisten zu beteiligen. Neue Bürgersolaranlagen sind nicht mehr rentabel. FOTO: lber, dpa
Dass Photovoltaikanlagen nicht mehr so gefragt sind wie noch vor einigen Jahren, kann die Westnetz GmbH, die das Neusser Stromnetz von den Stadtwerken gepachtet hat, bestätigen. "Seit 2011 ist die Zahl der Neuanschlüsse deutlich gesunken", berichtet Sprecher Jürgen Esser. "Und zwar parallel mit der Absenkung der Einspeisevergütung." Das sei nicht verwunderlich. "Wer weniger bekommt, ist weniger bereit zu investieren."
Das Ende der Abwärtsentwicklung sei auch noch nicht erreicht. Monatlich würden die Einspeisevergütungen für Neuverträge jetzt sinken. "Im Mai erhält ein Privathaushalt für eine Anlage mit einer Spitzenleistung von zehn Kilowatt-Peak nur noch 13,14 Cent pro Kilowattstunde." Damit wolle die Bundesnetzagentur die Zahl der - subventionierten - Photovoltaikanlagen eindämmen.
Bürgerschaftliches Engagement für die Umwelt ist damit aber nicht beendet. Die Stadtwerke Neuss (SWN) planen, zwei Windräder auf einem Feld in Hoisten zu errichten. An einer Anlage sollen sich Bürger beteiligen können. "Seit wir unsere Überlegungen im Sommer 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt haben, haben sich sehr viele Interessenten gemeldet", berichtet SWN-Sprecher Jürgen Scheer. "Allerdings werden wir das Beteiligungsverfahren erst starten, wenn die erforderlichen Genehmigungen zum Bau und Betrieb der Anlagen vorliegen." Derzeit befinde man sich noch im Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz.
Quelle: NGZ

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