Donnerstag, 15. Mai 2014

Neuss 0 Spaziergang durch ein "zweigeteiltes" Dorf

"Einigkeit" heißt der 1920 gegründete Volks- und Heimatverein in Elvekum - eine deutliche Feststellung in einem Ort, der im Verlauf seiner Geschichte immer irgendwie zwiegespalten war: gemeindlich und kirchlich zwischen Norf und Rosellen, seit 1855 durch die Bahnlinie Neuss-Köln, die mitten durch die Siedlung führt.
 
Doch den Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft kann dies nicht erschüttern. "Bei uns geht's lustig zu", versichert Gabriele Kandler. Und dass der kleine Ort mit seinen gerade einmal 320 Einwohnern und 89 Häusern durchaus Interessantes und Sehenswertes vorzuweisen hat, zeigt die Wahl-Elvekumerin am Samstagvormittag bei der nächsten "Neusser Kanten"-Tour.
Dabei fühlte sich die gebürtige Düsseldorferin erst einmal in eine andere Welt versetzt, als sie vor 34 Jahren ins abgeschiedene Elvekum zog. "Damals gab es die Fleher Brücke noch nicht, die K 30 führte mitten durchs Dorf, und ich verstand kein Wort Platt", erinnert sich die 52-Jährige schmunzelnd zurück. "Aber wer in unserer Dorfgemeinschaft mittun möchte, wird herzlich aufgenommen", machte sie selbst die Erfahrung.
Sie wollte mittun, ist seit nunmehr 21 Jahren Schatzmeisterin des Kapellenvereins und möchte aus Elvekum nicht mehr fort. Gemeinsam mit Ehemann Arno, Geschäftsführer und Archivar des Vereins "Einigkeit", und Vereins-Präsident Roland Woelk macht sie beim Dorfspaziergang auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam, von denen manche der Initiative der rührigen Elvekumer zu verdanken sind. Etwa der "Dorfbrunnen", der in Eigenregie unweit seines Vorgängers errichtet wurde, oder der Lindenplatz samt Findling und Bank.
Auch die 1905 fertig gestellte Aloysiuskapelle ist auf die Tatkraft der Dorfgemeinschaft zurückzuführen, die es damals leid war, jeden Sonntag den weiten Fußmarsch zur Rosellener Pfarrkirche zurücklegen zu müssen. Die Inhaber des Elvekumer Hofes, Familie Müller, stifteten damals das Grundstück, auf dem der Kapellenverein ein Gotteshaus im neuromanischen Stil errichtete. Die Kirchenbänke stammen übrigens aus dem Neusser Jesuitenkloster. Heute ist die Kapelle Wahrzeichen des Vereins "Einigkeit".
Was eine lebendige Dorfgemeinschaft zustande bringt, zeigen auch der alljährliche imposante Maibaum, das aus alten Feldbrandziegeln errichtete Bilderstöckchen mit der Josefsstatue am so genannten Liechweg oder das gut 150 Jahre alte Wegekreuz an der Buswendeschleife. Dessen Sanierung wurde durch das Preisgeld aus dem Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" finanziert. Gesellschaftlicher Mittelpunkt in Elvekum ist seit mehr als hundert Jahren die Gaststätte "Von Zons". Auf dem Vorplatz findet am Samstag das Dorf-Biwak statt. Dort soll auch nach etwa eineinhalb Stunden der Rundgang durch Elvekum gemütlich ausklingen.
Bis Ende Oktober laden Neuss Marketing und NGZ im Rahmen der Reihe "Neusser Kanten" alle zwei Wochen zu Aktiv-Touren ein, um den Neussern ihre Stadt unter ungewohnten Blickwinkeln näher zu bringen. Zu Fuß oder per Rad erkunden die Teilnehmer einen Stadtteil oder ein Viertel - teils mit ungewöhnlichem, immer spannendem Schwerpunkt und geführt von Kennern der jeweiligen "Neusser Kante".
Quelle: NGZ

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