"Jedes Stück, das ganz frei entsteht, ist ein Unikat", sagt Kita-Leiterin Ulrike Müller-Rütz, während ihre Kollegin Anja Rückert gerade der fünfjährigen Jenny dabei assistiert, ihr Kunstwerk mit Acylfarbe zu malen. Die Erzieherin nimmt sich dabei extra zurück: Jenny entscheidet selbst, welche Farben sie anmischen möchte und wie sie diese auf der Leinwand verteilt. "Ich reiche nur an", sagt Rückert schmunzelnd, und muss gleich schon wieder zur Acryl-Tube greifen, weil ihr Schützling mehr Orange im Bild haben will. "Da brauchst du jetzt Rot und Gelb", sagt die Fünfjährige. Das weiß sie genau - denn in den vergangenen Wochen haben sich die Kita-Kinder intensiv mit den Grundfarben auseinandergesetzt.
Auch das ist Bestandteil des Kunstprojekts, das von der Kölner Stiftung für Kunst- und Baukultur finanziell gefördert wird. So konnten Farben gekauft und Prismen aus Glas angeschafft werden, mit denen die Kinder die Grundfarben sinnlich erfahren haben. Experimentiert wurde ebenso mit farbigen Folien, mit denen sich das Mischen der Farben nachspielen lässt. Zudem gab es eine rote, grüne und blaue Woche. "Da haben wir ganz viele Dinge gesammelt", erzählt Jenny. "Und wir haben uns auch in der passenden Farbe angezogen." Aus den bunten Sammelstücken entstanden kleine Kunstwerke, mit denen sich die Kinder nun die Grundfarben merken.
Mut machen will die Kita den Kindern mit dem Projekt: Sie sollen begreifen, wie individuell sie sind, dass jedes ihrer Werke nicht bewertet, sondern wertgeschätzt wird. "Kinder müssen heute oft funktionieren", erklärt Ulrike Müller-Rütz. Sei es beim Malen oder beim Spielen, wenn etwa durch Lernspielzeug vorgegeben wird, dass ein "Erfolg" zum Spiel dazu gehört. "Wir wollen auch den Eltern, zeigen, dass die Kinder von sich heraus etwas erschaffen können", sagt Müller-Rütz, die in ihrer Einrichtung dafür Freiräume schaffen möchte. "Und mit dieser Freiheit schaffen es die Kinder, Selbstbewusstsein aufzubauen, das sie für ihren späteren Lebensweg brauchen."
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