Montag, 7. April 2014

Neuss "Neusser Kanten": Auftakt in der Pomona

Die "Neusser-Kanten", bei der die Neusser ihre Stadtteile entdecken können, gehen in die zweite Runde. Den Auftakt machte die Pomona. Von Rudolf Barnholt
 
Was eine Stachelbeere ohne Stachel mit dem Standviertel Pomona zu tun hat, diese Frage können die 30 Teilnehmer der "Neusser-Kanten"-Führung seit ihrer Tour am vergangenen Samstagnachmittag beantworten. Dieter Hövels (76) und Klaus Spickernagel (74) erzählten von Julius Hönings, der mit seinen Bruder Wilhelm 1875 von Hülchrath nach Neuss gekommen war, um vor den Toren der Stadt einen Gartenbaubetrieb zu gründen und erfolgreich zu führen. Pomona, das ist nicht nur die eine Straße mit diesem Namen: "Das Gebiet wird eingegrenzt von der Kölner Bahnlinie, der Dürener Bahnstrecke und der Autobahn", sagte Dieter Hövels.
Die Führung – es war die Auftaktveranstaltung der neuen Runde bei den "Neusser Kanten", zu denen die NGZ und Neuss-Marketing nun wieder regelmäßig einladen – begann an der Dreikönigen-Kirche im Dreikönigen-Viertel. "Hier beginnt die Pomona", erklärte Hövels, als die Gruppe auf der Jülicher Straße die Eisenbahnbrücke passiert hatte. "Diese Bahnstrecke ist erst in den Jahren 1907 bis 1910 höher gelegt worden", erfuhren die Teilnehmer. Klaus Spickernagel zeigte Bilder vom Bau der Jülicher Landstraße aus dem Jahre 1861, gemalt von Wilhelm Lommen. Sie sei "eine der großen Staatsstraßen" gewesen. Dahinter, wo heute vor allem Industriebetriebe sind, kam nicht mehr viel. Am Standort der Polizei habe es ein großes Baggerloch gegeben, das mit Cyanid belastet ist. Gegenüber dem Suzuki- und Daihatsu-Händler stehen sechs Häuser, die 1906 von der Firma Thywissen für ihre Arbeiter errichtet worden waren. Links daneben: Der Keuten-Hof, der heute zu Wohnzwecken genutzt wird. Dort, wo heute Betten verkauft werden, stand das Gasthaus "Woesthaus", das "die letzte Gaststätte vor Aachen" genannt wurde.
Die Gruppe bog ab in die Straße Am Krausenbaum. "Hier hat es früher mehrere Ziegeleien gegeben", erklärte Dieter Hövels. Er zeigte den Teilnehmern ein Bild, auf dem das Umspannwerk an der Jülicher Landstraße noch ganz allein dasteht. Am Holzheimer Weg blieb die Gruppe vor dem Haus Nummer 36 stehen: Es heißt "Terra Nova", zu ihm gehört eine kleine Kapelle. Das Haus hatte Julius Hönings, der erfolgreiche Obstbauer, 1935 für sich erbauen lassen. Klaus Spickernagel charakterisierte ihn als geschäftstüchtig, aber auch als Zocker: "Er soll große Teile seines Besitzes an seinen aus Köln-Ehrenfeld stammenden Geschäftspartner Hans-Alois Schlösser verloren haben. Ebenfalls tragisch: Der Sohn von Julius Hönigs starb mit nur 16 Jahren, sein Vater wurde 1938 zu Grabe getragen. Dort, wo einst blühende Obstbäume standen, haben sich später Firmen niedergelassen. Und Menschen, die sich den Traum vom eigenen Häuschen verwirklichen wollten, und das nicht nur auf der Straße "Pomona".
Quelle: NGZ

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