Montag, 28. April 2014

Neuss 7 0 CDU Düsseldorf stichelt gegen Nachbarstädte

Mit der Aufschrift "Sie verlassen den schuldenfreien Sektor" auf Wahl-Plakaten wirbt die CDU Düsseldorf auch an der Stadtgrenze zu Neuss. Von Helga Bittner und Hans Onkelbach
 
Allerorten werben die politischen Parteien derzeit mit Plakaten für die Wahl am 25. Mai. Die Düsseldorfer Christdemokraten ließen sich jüngst von solchen aus der jüngeren Geschichte Deutschlands inspirieren und haben mehrere Plakate an den aus der Landeshauptstadt hinausführenden Straßen aufgehängt - mit der Aufschrift: "Sie verlassen den schuldenfreien Sektor" auf Deutsch. Und die englische Übersetzung wird auch mitgeliefert: "You are leaving the debt free sector".
Die Formulierung spielt auf ein aus der Berliner Mauerzeit bekanntes Plakat an. "Sie verlassen den amerikanischen Sektor" stand bis zum Fall der Mauer in West-Berlin an jenen Stellen der Stadt, in der man wenig später auf das Bollwerk aus Stacheldraht, Todesstreifen und Betonblockaden stieß. Das Schild, das in mehreren Sprachen dort stand, warnte also vor einer Gefahr für Leib und Leben - wer es ignorierte und sich nicht an die Vorgaben der DDR-Grenzer hielt, bekam im mildesten Fall Ärger. Hunderte Menschen kamen jedoch ums Leben, weil sie diese Form der Eingrenzung nicht akzeptieren wollten.
Kommunal- und Europawahl: Das sind die Plakate in Neuss FOTO: Urs Lamm
Für den Neusser CDU-Vorsitzenden Jörg Geerlings gibt es jedoch keinen Grund, sich "darüber aufzuregen". Er findet zwar, dass die Aussage zur Schuldenfreiheit "undifferenziert" sei, denn Neuss habe erst vor kurzem eine "ordentliche Gesamtbilanz" vorgelegt, und den Verbindlichkeiten stünden schließlich Vermögenswerte gegenüber.

Ohnehin hatte Bürgermeister Herbert Napp jüngst gegenüber der NGZ erklärt, dass Neuss am 24. Mai - einen Tag vor der Kommunalwahl - schuldenfrei sein werde. Und so hält er den Düsseldorfern entgegen: "Sie wussten es wohl nicht besser." Gleichwohl findet er es richtig, wenn mit positiven Inhalten wie Schuldenfreiheit geworben wird: "Auch als Anreiz für die Nachbarstädte." Die Wortwahl ist für ihn jedoch die "zweite Seite der Medaille". Sie wecke die Assoziation mit "Gut und Böse" wie einst mit "Freiheit und Kommunismus". Er hätte stattdessen eine positive Wendung wie "Sie betreten die schuldenfreie Stadt Düsseldorf" bevorzugt. Geerlings hingegen nimmt den "Inhalt mit Humor, die Wortwahl ist aber nicht meine". Er hält die Aussage für eine "Übertreibung", wie sie schon mal im Wahlkampf vorkomme. Gleichwohl geht er nicht davon aus, dass es deswegen zu Ärger mit den Parteifreunden kommt.
Düsseldorfs CDU-Vorsitzender Thomas Jarzombek sieht das Plakat so: "Gute Werbung muss zuspitzen. Unser Wahlkampf ist argumentativ, wir sprechen das wichtige Thema Schuldenfreiheit an. Und wer nicht provokativ ist, der geht unter." Auch der Düsseldorfer CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen verteidigt die Idee: "Wir wollen ja Diskussionen anregen. Wer will, kann in jedes Plakat irgendetwas Negatives hinein interpretieren."
Quelle: NGZ

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