Neuss 7 0 CDU Düsseldorf stichelt gegen Nachbarstädte
Mit der
Aufschrift "Sie verlassen den schuldenfreien Sektor" auf Wahl-Plakaten
wirbt die CDU Düsseldorf auch an der Stadtgrenze zu Neuss.Von Helga Bittner und Hans Onkelbach
Allerorten werben die politischen Parteien derzeit mit
Plakaten für die Wahl am 25. Mai. Die Düsseldorfer Christdemokraten
ließen sich jüngst von solchen aus der jüngeren Geschichte Deutschlands
inspirieren und haben mehrere Plakate an den aus der Landeshauptstadt
hinausführenden Straßen aufgehängt - mit der Aufschrift: "Sie verlassen
den schuldenfreien Sektor" auf Deutsch. Und die englische Übersetzung
wird auch mitgeliefert: "You are leaving the debt free sector".
Die Formulierung spielt auf ein aus der Berliner
Mauerzeit bekanntes Plakat an. "Sie verlassen den amerikanischen Sektor"
stand bis zum Fall der Mauer in West-Berlin an jenen Stellen der Stadt,
in der man wenig später auf das Bollwerk aus Stacheldraht,
Todesstreifen und Betonblockaden stieß. Das Schild, das in mehreren
Sprachen dort stand, warnte also vor einer Gefahr für Leib und Leben -
wer es ignorierte und sich nicht an die Vorgaben der DDR-Grenzer hielt,
bekam im mildesten Fall Ärger. Hunderte Menschen kamen jedoch ums Leben,
weil sie diese Form der Eingrenzung nicht akzeptieren wollten.
Für den Neusser CDU-Vorsitzenden Jörg Geerlings gibt
es jedoch keinen Grund, sich "darüber aufzuregen". Er findet zwar, dass
die Aussage zur Schuldenfreiheit "undifferenziert" sei, denn Neuss habe
erst vor kurzem eine "ordentliche Gesamtbilanz" vorgelegt, und den
Verbindlichkeiten stünden schließlich Vermögenswerte gegenüber.
Ohnehin hatte Bürgermeister Herbert Napp jüngst
gegenüber der NGZ erklärt, dass Neuss am 24. Mai - einen Tag vor der
Kommunalwahl - schuldenfrei sein werde. Und so hält er den Düsseldorfern
entgegen: "Sie wussten es wohl nicht besser." Gleichwohl findet er es
richtig, wenn mit positiven Inhalten wie Schuldenfreiheit geworben wird:
"Auch als Anreiz für die Nachbarstädte." Die Wortwahl ist für ihn
jedoch die "zweite Seite der Medaille". Sie wecke die Assoziation mit
"Gut und Böse" wie einst mit "Freiheit und Kommunismus". Er hätte
stattdessen eine positive Wendung wie "Sie betreten die schuldenfreie
Stadt Düsseldorf" bevorzugt. Geerlings hingegen nimmt den "Inhalt mit
Humor, die Wortwahl ist aber nicht meine". Er hält die Aussage für eine
"Übertreibung", wie sie schon mal im Wahlkampf vorkomme. Gleichwohl geht
er nicht davon aus, dass es deswegen zu Ärger mit den Parteifreunden
kommt.
Düsseldorfs CDU-Vorsitzender Thomas Jarzombek sieht
das Plakat so: "Gute Werbung muss zuspitzen. Unser Wahlkampf ist
argumentativ, wir sprechen das wichtige Thema Schuldenfreiheit an. Und
wer nicht provokativ ist, der geht unter." Auch der Düsseldorfer
CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen verteidigt die Idee: "Wir wollen ja
Diskussionen anregen. Wer will, kann in jedes Plakat irgendetwas
Negatives hinein interpretieren."
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