Dienstag, 1. April 2014

Neuss 2 0 Was junge Familien in Allerheiligen vermissen

Kita-Plätze fehlen, eine Schule ebenso. Viele junge Familien in Allerheiligen ärgert das – sie fordern Investitionen in die Infrastruktur. Von Hanna Koch
 
Es ist ein junger Stadtteil, ein wachsendes Quartier, auf das die Stadt gerne mit Stolz verweist. Viele Familien haben dort gebaut – doch Angebote für sie fehlen.
"Kita-Plätze gibt es nicht genug, eine Grundschule haben wir gar nicht, und Einkaufsmöglichkeiten fehlen", sagt Katja Lenz. Die 40-Jährige zog im vergangenen September gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Töchtern nach Allerheiligen – und will baldmöglichst wieder umziehen. "Zum Glück haben wir hier nichts gekauft und sind flexibel", sagt Lenz.
Damit ist die Familie die Ausnahme – schließlich leben in den Neubaugebieten vorwiegend Eigenheimbesitzer. "Deren Frust bekomme ich natürlich mit", sagt Lenz, die für ihr älteres Kind, die zweijährige Katharina, vor kurzem einen Kita-Platz gefunden hat – in Uedesheim. Für die sieben Monate alte Johanna sucht sie weiter nach einer Betreuung, denn die Berufsschullehrerin möchte möglichst schnell wieder in ihren Job einsteigen. "Es ist zum Heulen, dass das nicht klappt", sagt die 40-Jährige.
Das Kita-Problem wird immerhin derzeit von der Verwaltung angegangen. Nachdem im vergangenen Jahr die neue Lebenshilfe-Kita "Abenteuerland" eröffnete, rückte das Jugendamt schnell davon ab, die bisherige Container-Kita an der Holbeinstraße nur "vorläufig" weiterzuführen. Im Jugendhilfeausschuss kündigte Sozialdezernent an, den Container sogar noch auszubauen. Parallel wird eine zweite "richtige" Kita gebaut. Danach soll der Container – wieder einmal – geschlossen werden.
"Die Stadt hat die schnelle Entwicklung des Stadtteils unterschätzt", sagt Ingo Stolz (SPD), Stadtverordneter für Allerheiligen. "Es ist toll, wie viele Familien in unseren Stadtteil ziehen, doch das bringt auch Herausforderungen mit sich", sagt der Sozialdemokrat, der bereits im Jahr 2004 den Antrag im Schulausschuss stellte, eine Grundschule an dem Ort einzurichten. Doch das Anmeldeverfahren für die damals noch fiktive Schule scheiterte. "Da brauchen wir dringend einen neuen Anlauf", sagt Stolz, weswegen die SPD diese Forderung auch in ihr Wahlprogramm aufgenommen hat.

Das Schulamt ist davon nicht überzeugt. "Viele Eltern bevorzugen die St.-Peter-Grundschule in Rosellen, weil es eine große Schule ist", sagt Schuldezernentin Christiane Zangs. Auf der Prioritätenliste steht eine Grundschule für Allerheiligen demnach nicht.
Nicht realisiert wurde auch das Vorhaben, an dem im Vorjahr eröffneten Kita-Neubau ein Bürgerzentrum zu eröffnen. Dies wurde aus Kostengründen zurückgestellt. "Dabei brauchen die Menschen hier unbedingt einen Treffpunkt, damit sich ein Gemeinwesen entwickeln kann", sagt Ingo Stolz. Denn auch dafür fehlen bislang die Strukturen – "es ist eben kein gewachsener Ort", gibt der Stadtverordnete zu Bedenken.
Die Verwaltung verweist hingegen auf das, was bereits entstanden ist: die Sporthalle, zwei Kitas, ein Jugendtreff, Spielplätze, eine Skateranlage und eine Lärmschutzanlage. Den jungen Familien aus Allerheiligen reicht das nicht: "Wir fühlen uns von der Stadt alleingelassen", sagt Katja Lenz.
Quelle: NGZ

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