Donnerstag, 17. April 2014

Neuss 0 RLT-Chefdramaturgin geht nach Düsseldorf

Zur neuen Spielzeit wechselt Barbara Noth ans Schauspielhaus Düsseldorf. Intendant Günther Beelitz holt sie ins Dramaturgieteam. Von Helga Bittner
 
Umziehen muss sie nicht - die neue Dramaturgin im Team des Düsseldorfer Schauspielhauses. Barbara Noth wohnt seit fünf Jahren in der Landeshauptstadt, ist bisher zum Arbeiten immer über den Rhein gefahren. Denn die 46-Jährige ist seit 2009 Chefdramaturgin am RLT. Von dort wechselt sie laut einer Mitteilung des Schauspielhauses und des RLT unter dem für zwei Jahre verpflichteten Intendanten Günther Beelitz zur nächsten Spielzeit ans größere Düsseldorfer Theater. Sie bildet zusammen mit Oliver Held, derzeit noch Schauspieldramaturg an den Wuppertaler Bühnen, eine Doppelspitze in der Dramaturgie.
In Düsseldorf gestaltet Barbara Noth zum zweiten Mal den Neustart einer Bühne nach einem Intendantenwechsel mit. 2009 war sie von der damals neuen RLT-Intendantin Bettina Jahnke geholt worden, übernahm zum ersten Mal einen Leitungsposten, wurde Jahnkes Stellvertreterin in künstlerischen Fragen. Noth kam aus Leipzig, wo sie als Dramaturgin unter Wolfgang Engel engagiert war, aber von dessen Nachfolger Sebastian Hartmann nicht übernommen wurde.
Zwischen Bettina Jahnke und Barbara Noth konnten auch schon mal die Fetzen fliegen, ihre Spielpläne gestalteten sie jedoch immer unter einem gemeinsamem Motto (aktuell: "spielen!") und mit der Kardinalfrage: "Wie bezieht man alle Gruppierungen in der Stadt ein?" Damit meint die studierte Germanistin und Politikwissenschaftlerin nicht nur die Spielplangestaltung, sondern auch die Zusatzprogramme. In Neuss mit seinem eher bürgerlichen Publikum etablierte sie literarische und musikalische Reihen.
Dass die in Niedersachsen geborene Dramaturgin überhaupt am Theater gelandet ist, war keineswegs von Beginn an klar. Erst im Studium in Freiburg und in Berlin kam sie mit der Bühne in Berührung, hat dann theaterwissenschaftliche Hospitanzen gemacht und dabei die Dramaturgie kennen und schätzen gelernt. Noth weiß, dass ihr Job der richtige für sie ist. Ihre Stärke liege in der "Phantasie beim Schreiben", sagt sie selbst und versteht sich als "Textarbeiterin am Theater, als erste Zuschauerin eines Produkts".

Dass sich das künstlerische Team des RLT komplett aus Frauen zusammensetzt, mag - wie gerne betont - Zufall sein. Aber bei der Vergabe von Regieaufträgen wurde bisher ganz bewusst auf Frauen gesetzt. "Wir unterstützen gerne den weiblichen Regie-Nachwuchs, denn an Theatern kauft man sich sonst gerne die aufstrebenden jungen Männer ein", sagt Noth. Sie findet es zudem nicht richtig, dass Frauen Studio-Stücke machen dürften und Männer auf der großen Bühne den Shakespeare".
So fruchtbar die bisherige Zusammenarbeit der Chefdramaturgin mit ihrer Intendantin auch war - eine schwere Niederlage musste Noth auch hinnehmen. In der Auseinandersetzung über das Pro und Contra einer Aufführung der Produktion "Noch ist Polen nicht verloren" im November 2013 konnte Noth sich nicht durchsetzen: Jahnke setzte das Stück aus künstlerischen Gründen gegen ihren Willen zwei Tage vor der Premiere ab. Gleichwohl ist das nicht der Grund, warum Barbara Noth nun geht. Sie sieht schlicht die Chance, sich auch an einem größeren Haus zu profilieren.
Quelle: NGZ

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