Samstag, 1. März 2014

Neuss Umgang mit Rollstuhl muss gelernt werden

Nach dem Unfall mit einer Rollstuhlfahrerin stellt sich die Frage nach dem richtigen Umgang mit diesem Gerät. Tipps gibt eine Expertin. Von Stefan Reinelt
 
Eine 86 Jahre alte Frau sitzt in ihrem Rollstuhl und wartet auf ihren Begleiter. Doch plötzlich setzt sich ihr Gefährt von selbst in Bewegung, kippt an der Bordsteinkante um und die Seniorin erleidet bei ihrem Sturz schwere Verletzungen. Ein Zeuge leistet Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst die Dame ins Krankenhaus bringt. Dieser Vorfall ist vor einigen Tagen auf der viel befahrenen Jülicher Landstraße geschehen, weil der Rollstuhl nach Angaben der Polizei nur ungenügend gesichert wurde. Dabei ist dies so einfach.
"Jeder Rollstuhl hat an den Greifrädern zwei Feststellbremsen. Prinzipiell reicht es schon aus, diese anzuziehen, dann kann auch auf abschüssigen Gelände nichts passieren", sagt Bente Mehlig. Die 37-Jährige ist Ergotherapeutin bei der "Medicoreha". Wenn Patienten einen Rollstuhl neu verordnet bekommen, bietet sie ihnen einen Grundkursus im Umgang mit diesem Fahrzeug an.
Die Feststellbremsen an den Greifrädern sind für den Selbstfahrer einfach zu erreichen. Bestehen sie aus Bremsblöcken wie beim Fahrrad, sollten sie genauso wie alle anderen Funktionen eines Rollstuhls alle sechs Monate überprüft werden. Fährt der Rolli nicht auf Vollgummireifen, muss auch der Luftdruck im Reifen regelmäßig kontrolliert werden. Ein weiterer sicherheitsrelevanter Aspekt ist die korrekte Verwendung der Fußstützen. Eine Schlaufe verhindert das Abrutschen nach hinten. "Ansonsten könnte man sich die Fersen verletzen und mit dem Rollstuhl ins Straucheln geraten", erläutert Bente Mehlig.
Für den sicheren Halt im Sitzen sollten Selbstfahrer bis an die Rückenlehne heranrutschen und gerade sitzen. Wenn Greifräder und Schultern parallel zueinander stehen, kann der Selbstfahrer seine Kraft optimal auf das Gefährt übertragen.

Auch für den Anschieber hat die Ergotherapeutin sinnvolle Tipps, weshalb sie auch die pflegenden Angehörigen zu ihrem kleinen Rollstuhl-Führerscheinkurs einlädt. "Als Faustregel gilt, dass sich die Griffe auf Hüfthöhe befinden sollten", sagt sie. Manche Modelle besitzen Handbremsen an den Griffen, die auch festgestellt werden können. Um den Rollstuhl samt Person einen Bordstein hochzubekommen, gibt es bei manchen Modellen als Kipphilfe eine kleine Trittfläche sowie auch ein kleine Stange als Schutz vor dem Umkippen.
Wer nicht auf einen Rollstuhl angewiesen ist, aber einen so genannten Rollator als Gehhilfe benötigt, kann Bente Mehlig bei der "Medicoreha" ebenfalls um Ratschläge bitten. "Natürlich gilt auch hier erst einmal das gleiche Prinzip: Immer die Bremsen an den Führungsgriffen anziehen", sagt sie. Vor allem, wenn sich der Betreffende auf der kleinen Sitzfläche ausruhen möchte, sollte er zuerst die Bremsen feststellen, ehe er sich umdreht und hinsetzt, erläutert die 37-Jährige weiter. Beim Gehen sollte der Rollator nah am Körper sein und nicht "wie eine Schubkarre" bedient werden, ist ihr wichtigster Rat. Ansonsten wäre auch dann die Stolpergefahr zu groß.
Quelle: NGZ

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