Freitag, 17. Januar 2014

Landstraßenmord in Kaarst Sportlehrer festgenommen - Motiv rätselhaft

Im Fall des an einer Landstraße in Büttgen getöteten Daniel Dicke ist Haftbefehl gegen einen 28 Jahre alten Lehrer erlassen worden. Der Mann ist ein Cousin des Opfers. Die Polizei hat Blutspuren des Opfers in seinem Auto gefunden. Über das Motiv wird weiter gerätselt. Von Julia Hagenacker und Ruth Wiedner
Er hat am Grab seines getöteten Cousins gestanden, obwohl er möglicherweise selbst der Täter ist. Im Fall des am 11. Dezember an einer Landstraße in Kaarst-Büttgen tot aufgefundenen Versicherungskaufmanns Daniel Dicke hat die Polizei am Mittwochabend einen Sportlehrer aus Korschenbroich festgenommen. Er wird verdächtigt, seinen eigenen Cousin erschlagen zu haben. Gegen den 28-Jährigen wurde Haftbefehl – zunächst wegen Totschlags – erlassen. Über das Warum und die Tatwaffe rätseln die Ermittler noch. Der 28-Jährige, der an einer Schule in Willich unterrichtet, bestreitet die Tat und schweigt, nach wie vor.
Ins Visier der Kripo war der Lehrer vor einer Woche über sein Auto geraten. Zeugen hatten am Tattag einen silbernen VW Golf in unmittelbarer Nähe des Tatorts beobachtet – einen Wagen, wie ihn auch der jetzt Tatverdächtige fährt. Dreimal wurde der 28-Jährige zunächst als Zeuge vernommen, bevor ihn die Polizei aufforderte, seinen Golf für Untersuchungen zur Verfügung zu stellen. Im Innenraum stellten die Kriminaltechniker erhebliche Manipulationen fest. Polizei und Staatsanwaltschaft schlossen daraus, dass Spuren beseitigt werden sollten. Für einen dringenden Tatverdacht, der für einen Haftbefehl bestehen muss, reichten die Indizien zu diesem Zeitpunkt aber nicht aus. Erst am Mittwoch klickten die Handschellen.
Erschlagen: Toter an Kreisstraße gefunden
Chefermittler Andreas Nickesen und Staatsanwalt Matthias Ridder sprechen von weiteren schwerwiegenden Belastungsmomenten, die bei der Untersuchung des Autos in den vergangenen Tagen festgestellt wurden. "Im Fahrzeug ist Benzin ausgebracht worden, und der Sicherheitsgurt auf der Fahrerseite wurde entfernt", sagte Nickesen. Dennoch hätten die Spezialisten des Landeskriminalamts Blutspuren des Opfers im Fahrzeug nachweisen können. Den Hinweis auf die Manipulationen am Golf habe der 28-Jährige bei der Abgabe des Wagens selber geliefert, sagte Polizeisprecher Hans-Willi Arnold gestern. Wahrscheinlich, um von sich selbst abzulenken, habe er den Ermittlern eine nicht schlüssige Geschichte von einer "Verdeckungshandlung" aufgetischt, die sich an der Schule, an der der 28-Jährige arbeitet, vollzogen haben soll. Daraufhin sei er selber in den Verdacht geraten.
Zum Motiv können und wollen die Ermittler derzeit keine Angaben machen. Warum das 35-jährige Opfer am späten Abend an einer unbeleuchteten Kreisstraße, direkt hinter einer Kreuzung, anhielt und ausstieg, ist nach wie vor unklar. Eine Autofahrerin hatte der Polizei am 11. Dezember um 22.16 Uhr zunächst einen vermeintlichen Verkehrsunfall gemeldet. Rettungskräfte fanden den Dormagener, der als Sachbearbeiter bei einer Versicherung in Köln arbeitete, an der Kreisstraße 37 in Büttgen tot neben seinem Auto liegend. Das Fahrzeug, ein schwarzer Audi, war in Fahrtrichtung Holzbüttgen auf der rechten Fahrbahnseite abgestellt und befand sich etwa 40 Meter hinter der Einmündung zur Landstraße 381.
Die spätere Obduktion ergab: Dicke wurde mit einem stumpfen, relativ schweren und scharfkantigen Werkzeug erschlagen. Von diesem fehlt nach wie vor jede Spur, die Untersuchungen aller gefundenen und in Frage kommenden Gegenstände dauern aber noch an. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass der Auffindeort nahe einer historischen Getreidemühle am Rande des Kaarster Ortsteils Büttgen auch der Tatort ist, der wiederum in der Nähe des Wohnorts des Tatverdächtigen liegt.
Der Lehrer soll zurückgezogen im früheren Haus seiner Großeltern, in direkter Nachbarschaft zu seinem Elternhaus, gelebt haben. In der vergangenen Woche hatte die Polizei seine Wohnung durchsucht, um Beweisstücke sicherzustellen. "Ich war an dem Tag beim Kegeln in der Gaststätte gegenüber", erzählt eine Nachbarin. "Meine Tochter kam angelaufen, war total aufgeregt, weil bei ihr vor der Haustür die ganzen Streifenwagen parkten." Die Beamten seien lange im Haus gewesen. Die Familie lebe seit Jahren dort, habe aber keinen großen Kontakt zu den Nachbarn. Das bestätigt auch ein älterer Herr. "Ich bin hier groß geworden", sagt er, "aber direkten Kontakt zu der Familie gab es keinen, weder zur Mutter noch zum Sohn." Die Ermittlungen laufen derweil weiter. "Aktuell gehen wir von Totschlag aus", sagte Staatsanwalt Matthias Ridder gestern. "Aber auch das kann sich noch ändern. Möglicherweise ergibt sich noch ein Mordmotiv."
Quelle: RP

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