Die
Stadtwerke raten, mit Wasser nicht zu sparen. Denn Rohre verstopfen,
wenn sie nicht ausreichend gespült werden. In den letzten zehn Jahren
ist der Wasserverbrauch in den Neusser Privathaushalten um rund zehn
Prozent zurückgegangen.
Von Susanne Genath
Wassersparende Geräte und Verhaltensweisen - zum Beispiel beim
Zähneputzen kein Wasser laufen zu lassen - haben zu dieser Entwicklung
geführt. Was eigentlich ein Grund zur Freude wäre, entwickelt sich aus
Sicht der Kanalbetreiber zu einem Problem. "Denn wenn weniger Wasser
verbraucht wird, ist der Spüleffekt in den Leitungen auch geringer",
sagt Wilhelm Heiertz, der die Stadtentwässerung bei der Infrastruktur
Neuss (ISN) leitet. Die Folge: "Stoffe lagern sich ab und können das
Kanalsystem verstopfen."
Dann müsse mit Frischwasserspülungen versucht werden, die
Leitungen wieder freizubekommen. Schlimmstenfalls sei es erforderlich,
den Boden zu öffnen. "Wenn die Kanäle infolge der Wassersparbemühungen
immer stärker gepflegt und saniert werden müssen, ist das Ganze nachher
ein Nullsummenspiel", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Lommetz.
Er sieht ohnehin keinen Anlass, mit Wasser allzu sehr zu haushalten. "In
unserer Region haben wir genug."
Betroffen von möglichen Verstopfungen sind den ISN zufolge sowohl
öffentliche als auch private Leitungen. Unter anderem an Spülbecken sei
Wassersparen nicht ratsam. "Selbst wenn ein Sieb auf dem Ausguss liegt,
können immer Essensreste und Öl in die Abwasserleitung gelangen", weiß
Heiertz. Ohne gründliches Nachspülen setzten sich die Stoffe an den
Leitungswänden fest und verhärteten sich. "Da kann schließlich nur eine
Spezialfirma helfen, um die Leitung wieder frei zu fräsen."
Rund 114.00 Neusser versorgen die Neusser Stadtwerke mit
Trinkwasser, die übrigen werden von den Kreiswerken Grevenbroich
beliefert. Bei der Entwässerung seien die Stadtteile störungsanfällig,
in denen das Abwasser in einem gemeinsamen Kanal mit dem Regenwasser
abgeleitet werde. "Diese Mischkanäle haben einen relativ großen
Durchmesser", berichtet Heiertz. Bei längeren Trockenperioden im Sommer
reiche das Abwasser aus den Haushalten nicht, um die Rohre kräftig
durchzuspülen. Da passiere es dann häufiger, dass sich an der Sohle der
Kanäle Ablagerungen bildeten. "In den Stadtgebieten, in denen Schmutz-
und Regenwasser in getrennten Rohren abgeleitet werden, gibt es dagegen
keine Probleme, weil die Schmutzwasserleitungen extra klein
dimensioniert sind, so dass sie auch mit wenig Wasser ausreichend
durchgespült werden."
Ob ein oder zwei Abwasserrohre gelegt wurden, hätten früher die
einzelnen Gemeinden entschieden. Ein Mischrohr für Schmutz- und
Regenwasser - auf das beispielsweise Holzheim und Norf gesetzt hätten -
sei in der Anschaffung günstiger als zwei getrennte Rohre, habe in der
Folge jedoch höhere Unterhaltskosten. "Heutzutage werden deshalb
hauptsächlich Trennsysteme gebaut", sagt Heiertz.
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