Mittwoch, 7. Mai 2014

Neuss 1 0 Marienkirche erinnert an ihre Namenspatronin

1902 wurde die St.-Marien-Kirche für die neue gleichnamige Gemeinde geöffnet. Bis heute ist die Kirche zentrale Anlaufstelle im Marienmonat. Von Klas Libuda
 
Es sollte ein ganz besonderer Tag werden, dieser 29. Januar 1899. "Die Constituirung der zweiten Pfarre ist ein Ereignis, an dem die ganze Stadt lebhaften Antheil nimmt", schrieb Oberpfarrer Peter Joseph Harff damals in einer Anzeige in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung. "Aus diesem Grund erlaube ich mir, an alle Bewohner der ganzen Stadt die Bitte zu richten, der einmüthigen Freude durch Beflaggen der Häuser Ausdruck zu geben."
Einen Brauch, der in diesem Monat gefeiert wird, gibt es schon seit der Anfangszeit dieser Kirche: Die Marienandacht, die traditionell im Mai stattfindet. Bis heute ist die Marienkirche - auch Dank ihres Namens - dafür die zentrale Anlaufstelle in Neuss, etwa für die Lichterprozession, die den Auftakt des Marienmonats bildet.
Der Grundstein für die neue Kirche wurde ebenfalls im Mai gelegt, nämlich im Mai des Jahres 1900. Damals hatte Neuss rund 23 000 Einwohner. Weil die Stadt wuchs, konnte die Quirinuspfarre den Gläubigen nicht mehr gerecht werden. Deswegen sollte nun die zweite Kirche für die Innenstadtgemeinde gebaut werden. Eine Witwe spendete 5000 Mark für den Kirchbau, der sich über das vergangene Jahrhundert zwar veränderte, aber nichts von seiner Imposanz verloren hat.
"Was seit vielen Jahren Gegenstand der heißesten Wünsche aller Katholiken war, soll nunmehr zur Wirklichkeit werden", verkündete das "Fest-Comité" zur Grundsteinlegung durch den Kölner Erzbischof Hubertus Simar.
Die Bauleitung übernahm der Neusser Regierungsbaumeister Julius Busch und er bekam klare Anweisungen: Nicht mehr als 350 000 Mark sollte der Kirchbau kosten. "Es sollte im gotischen Stil gebaut werden", berichtet der heutige Pfarrvikar Wilfried Korfmacher. Der Bau sollte ein Pendant zum spätrömischen Quirinusmünster abgeben. Und: Die Kirche sollte so viele Menschen fassen wie die 700 Jahre ältere St. Quirin. Mehr als 3000 Gläubige sollten zusammenkommen können, erzählt Wilfried Korfmacher. Das gilt heute noch. "Natürlich sind das nicht alles Sitzplätze", fügt er beim Gang durch die Reihen hinzu. "Man ging davon aus, dass die Leute während der Messe auch stehen können." Am Osterdienstag 1902 öffnete die Kirche. 40 Jahre stand sie da. Dann kam der Krieg.
Am 24. April 1944 traf es die Kirche so schwer, dass sie fast vollständig ausbrannte. Nur das Turmmassiv, die Umfangsmauer und die Krypta standen noch. "Es muss ein furchtbar grandioses Schauspiel gewesen sein", sagt Korfmacher.
Der Wiederaufbau begann 1947. Unter Baumeister Wilhelm Weyres entstand ein neuer Bau auf altem Grund mit erheblichen Veränderungen. Die einst gotisch verzierten Fassaden bekamen ein schlichteres Äußeres, die Seitenschiffe wurden mit Holzgewölben verkleidet. Beeindruckend ist der Fensterzyklus vom Emil Wachter, der in den 1980ern installiert wurde.
Heute zeugt allen voran die Ausstattung der Kirche von der einstigen, zweiten Neusser Pfarre. Im rechten Seitenschiff etwa ist eine Madonna aufgestellt, die nicht in den Trümmern unterging, weil sie bereits 1936 vom Hochaltar entfernt wurde. Sie war der damaligen Gemeinde schlicht nicht modern genug. An ihrer Stelle steht heute eine Marien-Figur, aus dem zweiten Leben der Kirche. Zum Marienmonat Mai ist sie reich geschmückt - so wie es seit Anbeginn Tradition ist.
Quelle: NGZ

Keine Kommentare: