Mittwoch, 7. Mai 2014

Neuss 0 Blei in der Erft erschwert die Renaturierung

Weil der Boden in Gnadental mit Schwermetallen belastet ist, darf er nicht überall hin verlagert werden. Die Planung soll noch 2014 stehen. Von Susanne Genath
 
Bis die Erft in Gnadental wie früher in zahlreichen Kurven durch die Auen fließen kann, dauert es noch etwas. "Wenn alles gut läuft, wollen wir bis Ende dieses Jahres unsere Planung einreichen", kündigt Martina Jüttner vom Erftverband an. "2015 könnten wir die Genehmigung erhalten, müssten dann Fördermittel einwerben und könnten voraussichtlich 2017 loslegen."
Die Renaturierung des Flusslaufes ist ein Großprojekt des Verbandes. Zwischen Bergheim und der Mündung in den Rhein soll die Erft in 23 Abschnitten umgestaltet werden. Der Anfang wurde gemacht: In Bergheim-Kenten - im "Vogelwäldchen" - fließt der Fluss seit Ende 2013 annähernd wieder in seinem ursprünglichen Bett. Rund zwei Millionen Euro hat die Umgestaltung gekostet - 80 Prozent davon kamen vom Land NRW. "In Gnadental werden die Kosten nicht viel niedriger sein", sagt Martina Jüttner. Der zu renaturierende Bereich neben dem Erftradweg habe einen ähnlichen Umfang wie im "Vogelwäldchen".
"Wir sind noch in Gesprächen mit den Grundstückseigentümern", berichtet die Ingenieurin. Ein Großteil gehöre der Stadt. "In der Mitte des Gebietes befinden sich aber auch private Grundstücke, deren Eigentümer nicht verkaufen wollen, einer Umgestaltung jedoch nicht ablehnend gegenüberstehen."
Ein weiteres Problem sind Schwermetalle im Bachbett. Sie stammen aus Mechernich in der Eifel. Dort wurden bis 1957 Bleierze abgebaut. "Über das Grubenwasser sind die Schwermetalle vom Oberlauf der Erft bis zur Mündung getragen worden", erklärt Luise Bollig, Sprecherin des Erftverbandes. Im Laufe der Zeit hätten sie sich im Boden abgelagert.
Das Erdreich auf einer Deponie zu entsorgen, sei nicht bezahlbar, nach Meinung der Fachleute auch nicht nötig, da sich die Stoffe mittlerweile seit Jahrhunderten dort befinden. "Wir wollen es in Gnadental deshalb genauso machen wie im ,Vogelwäldchen'", sagt Martina Jüttner. Dort wurde der belastete Boden innerhalb des Gebietes belassen.
"Allerdings ist mit dem Ministerium abgesprochen, dass stark belasteter Boden nur dorthin verlagert wird, wo auch schon jetzt eine hohe Belastung gemessen wurde." Dasselbe gelte für schwach belastetes Erdreich. "Das wird ein großer logistischer Aufwand", sagt die Ingenieurin. "Denn der Boden muss auch schon während des Umbaus getrennt gelagert werden." Ein Gutachter verfolge, ob alles an die richtige Stelle komme. "Insgesamt wurden 99 Bodenproben gezogen."
Später wird die Erft in Gnadental breiter und nicht mehr so tief sein. "Die Sohle wird um etwa einen Meter angehoben", berichtet Jüttner. Dann habe der Fluss nur noch eine Tiefe von zwei bis 3,5 Meter. Weil der Rhein wesentlich tiefer sei, müsse im Mündungsbereich eine Rampe gebaut werden - "mit Blocksteinen und Ruhebereichen, so dass Fische dort noch hochkommen". In diesem Bereich überlege man auch eine Trainingsstrecke für Kanuten. "Für die Sportler werden die Bedingungen durch den langsamer fließenden Fluss schlechter."
Quelle: NGZ

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