Mittwoch, 21. Mai 2014

Neuss 0 Messdiener graben Kreuzweg-Bilder aus

Seit Jahren wurde vermutet, dass sich der alte Kreuzweg der St.-Peter-Kirche erhalten haben könnte. Ein Zufallsfund brachte Jugendliche nun auf dessen Spur. Im Pfarrgarten konnten sie als Schatzgräber tatsächlich 13 Bilder bergen. Von Christoph Kleinau
Messdiener sind auch als Schatzssucher zu gebrauchen. Und sie haben sogar Erfolg damit. Das bewiesen die Ministranten der St.-Peter-Gemeinde in Rosellen, die am Wochenende bei Ausgrabungen im Pfarrgarten der Kirche 13 Abbildungen des seit einem halben Jahrhundert verschollenen Kreuzweges der St.-Peter-Kirche bergen konnten. Beim Pfarrfest am 15. Juni wollen sie die tönernen Bildtafeln ausstellen, über deren weitere Verwendung der Kirchenvorstand noch am Montagabend beriet. Der will allerdings zunächst einen Kunstsachverständigen des Kölner Erzbistums um eine Expertise bitten.
Dass sich der Kreuzweg, der nach dem II. Vatikanischen Konzil zunächst aussortiert worden war, in der Gemeinde erhalten hat, war seit Jahren vermutet worden. Ein Zufall hatte den damaligen Kaplan Tobias Hopmann, inzwischen Domvikar in Köln, auf die Fährte dieser Bilder gebracht, als er bei einer Familie die zwölfte Kreuzwegstation mit dem Motiv "Jesus stirbt am Kreuz" entdeckte. Sie war 1981 gefunden worden, als an der Kirche ein Rohrbruch zu reparieren war. Damals wurde sie vom damaligen Pfarrer an eine Familie verschenkt, die damit den Wintergarten schmückte. Ob diese Schenkung in Ordnung war und dieser Bildstock bei der Familie bleibt, ist ein Punkt, der nach Angaben von Pfarrvikar Michael Arend noch zu klären ist.
Ein Zufall brachte Hopmann auf die Fährte des Kreuzweges, ein Zufall führte nun auch zu seiner Entdeckung. "Wir wollten nur einen Vogel beerdigen", berichtet Jan Ortlepp, Obermessdiener der Gemeinde, der dabei gemeinsam mit Anne Krüll - Messdienerin auch sie - an der Mauer des Pfarrgartens auf eine der Kreuzwegstationen stieß. Es war die Darstellung der Kreuzabnahme, stand wenig später fest, als Ortlepp, der derzeit einen Arm in Gips hat, Verstärkung mobilisiert hatte. Und die Tafel war nahezu unversehrt. Derart elektrisiert, gruben die Messdiener am Freitag noch bis gegen Mitternacht und den ganzen Samstag über weiter. Und als sie Spaten und Schaufel endlich beiseite legen konnten, war der Bilderbogen von Leiden und Tod Jesu komplett. Mit Ausnahme der verschenkten Tafel, versteht sich.

Erleichtert wurden die Grabungen, weil die Tafeln in einer Tiefe von nur fünf bis 30 Zentimetern beerdigt worden waren und entlang der Pfarrgartenmauer hübsch nebeneinander lagen. Gut war aber auch, so Arend, dass es in den vergangenen Tagen geregnet hatte und man mit dem Spaten leicht in das Erdreich kam. Allerdings ließen Erde und Lehm, die in dicken Schichten an den Tafeln klebten, die Schönheit der Bilder nicht einmal erahnen. Erst am Sonntag, als mit Wasser und Bürste Stück für Stück gereinigt wurde, wurde der gute Erhaltungszustand deutlich.
Zwischengelagert wurden die Bilder in der Taizé-Kapelle der St.-Peter-Kirche. Wunsch der Finder wäre es, dass de Bilder restauriert und irgendwo öffentlich zugänglich gemacht würden. Auch dafür ist die Meinung des Sachverständigen entscheidend. Weißt er den Stationen eine gewisse kunst- und kirchengeschichtliche Bedeutung zu, trägt das Bistum den Großteil der Kosten.
Quelle: NGZ

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