Sonntag, 16. März 2014

Grevenbroich 1 Ärger um die Fronleichnamsprozession

Erstmals plant der Seelsorgebereich Niedererft eine zentrale Prozession. Doch es gibt heftige Kritik: Hemmerdener Sebastianer fühlen sich zu spät informiert und nicht eingebunden – morgen entscheiden sie über ihr weiteres Vorgehen. Von Carsten Sommerfeld
 
Es ist eine Premiere: Am 19. Juni sollen Gläubige aus allen Pfarren im Seelsorgebereich Niedererft gemeinsam durch Wevelinghoven ziehen. Im Pfarrverband wird es zu Fronleichnam eine zentrale Prozession geben – anstelle der gewohnten vier in Kapellen, Hemmerden, Wevelinghoven und Neukirchen/Hülchrath. "Wir haben fünf Pfarren mit einem Eigenleben, aber wir wollen auch weiter zusammenwachsen", begründet Heinz-Theo Lorenz, der leitende Pfarrer im Seelsorgebereich. Diakon André Kleinen spricht von einem "richtigen Fest" und sagt: "Es macht Mut, in einer so großen Gemeinschaft seinen Glauben zu bekennen." Und Doris Leusch vom Pfarrgemeinderat freut sich, "dass Messdiener aus allen Pfarren" einen Teppich aus Blumen und gefärbten Sägespänen legen wollen. "Das wird ein tolles Bild." Vor der Fronleichnamsprozession ist ein Gottesdienst auf dem Marktplatz geplant.
Doch neben der Freude gibt's auch Verärgerung – bei der St.-Sebastianus-Bruderschaft Hemmerden. Der Ärger ist so groß, dass sich die Schützen morgen zu einer außerordentlichen Versammlung treffen – sogar eine eigene Veranstaltung am 19. Juni ist im Gespräch. "Als Pfarrer Lorenz in der Generalversammlung das Vorhaben vorstellte, gab es große Empörung bei Mitgliedern", berichtet Brudermeister Michael Köchner. "Kritisiert wird, dass die Schützenbruderschaft zu spät informiert und in die Planung nicht eingebunden worden sei. Mitglieder haben Angst, dass bei uns eine lebendige Tradition zerstört wird, die nicht wieder neu gegründet werden kann", sagt Köchner. "Bei der Prozession im Ort gehen rund 150 Menschen mit." Die Bruderschaft ist wesentlicher Bestandteil, Schützen tragen etwa den Baldachin und gestalten einen Altar.
Pfarrer Lorenz erklärt dagegen: "Wir möchten überlebensfähige Traditionen erhalten und nicht zerstören, aber wir sollten auch zu Neuem aufbrechen." Die zentrale Prozession sei erst einmal nur für dieses Jahr vorgesehen. "Wir wollen Erfahrungen sammeln." Eine Überlegung sei, "alle zwei Jahre gemeinsam in wechselnden Stadtteilen zu ziehen, im jeweils anderen Jahr finden die Prozessionen in den einzelnen Orten statt". Zum Vorwurf der späten Information meint Lorenz: "Zunächst hatte der alte Pfarrgemeinderat die zentrale Prozession beschlossen, nach der Wahl sollte auch der neue einen Beschluss fallen", der sei einstimmig gewesen.
Pfarrgemeinderatsmitglied Theo Lys weist darauf hin, "dass die Hülchrather und Neukirchener seit vielen Jahren gemeinsam ziehen". Ein Vorbild kann auch der Seelsorgebereich Elsbach/Erft sein. Dort gibt es seit mehreren Jahren eine zentrale Prozession. Morgen ab 11 Uhr wollen die Hemmerdener Sebastianer in der Gaststätte "Zum Burggrafen" über ihr Vorgehen entscheiden. Drei Alternativen nennt Köchner: "Entweder die Bruderschaft zieht in Wevelinghoven mit, oder den einzelnen Schützen ist die Teilnahme freigestellt, oder wir machen eine eigene Veranstaltung" – eine Fronleichnamsprozession könne dies ohne Pfarrer aber nicht sein.
Quelle: NGZ

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