Freitag, 28. März 2014

Korschenbroich 0 Toter Winkel: Unterricht mit US-Truck

Lkw-Fahrer sind beim Rangieren auf Außenspiegel angewiesen. Die Kreispolizei und der Verein "Transportbotschafter" erklären Schülern die toten Winkel. Der Selbstversuch zeigt: Ganze Schulklassen können darin unsichtbar werden. Von Christian Kandzorra
 
Gründlich schaut er in die Außenspiegel seines amerikanischen Trucks, doch die Klasse 5b der Realschule Kleinenbroich kann er nicht sehen: "Ich erkenne keinen einzigen Schüler", sagt Lkw-Fahrer Markus Uebel, der das 16 Tonnen schwere Gefährt auf den Schulhof der Realschule manövriert hat. Brenzlige Situationen habe er auf Deutschlands Straßen schon häufig erlebt – die toten Winkel vor, hinter sowie auf beiden Seiten neben der Zugmaschine, machen ihm ganz besonders zu schaffen. "Das sind Bereiche, in denen ich weder Fahrradfahrer noch Fußgänger trotz der Außenspiegel sehen kann", erklärt der 36-Jährige.
Auf ihrem täglichen Weg zur Schule müssen auch einige Kinder der Klasse 5b Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen und sich morgens ihren Weg durch den Berufsverkehr bahnen. "Beim Besuch der weiterführenden Schulen werden die Schulwege der Kinder oft länger. Wir wollen sie vor den Gefahren im Straßenverkehr warnen und ihnen zeigen, wie sie sicher an ihr Ziel kommen", sagt Claus Zimmermann, Verkehrserzieher von der Kreispolizeibehörde Neuss.
Gestern machte er Halt in Kleinenbroich und zeigte fünf Schulklassen, dass besonders Lkw-Fahrer große Schwierigkeiten haben, zu erkennen, was vor, hinter oder neben ihnen passiert. "Wir kooperieren in Sachen toter Winkel mit dem Verein ,Die Transportbotschafter'", sagt Zimmermann. Dieser Verein habe es sich zur Aufgabe gemacht, Einblicke in den Beruf des Lkw-Fahrers zu schaffen. Darüber hinaus verfolge er unter anderem auch einen pädagogischen Ansatz in der Verkehrserziehung.

Neben dem Lkw haben die "Transportbotschafter" eine rote Plane in Form eines Dreiecks ausgelegt, die vom Truck aus nicht einsehbar ist. Jeder Schüler darf einmal auf den Fahrersitz klettern, ans Lenkrad fassen und schauen, was er sieht: "Nichts", antworten die Schüler dem Düsseldorfer Trucker Markus Uebel. Der tote Winkel an seinem Fahrzeug wäre ohne die nachträglich angebrachten runden Weitwinkel-Spiegel so groß, dass eine gesamte Schulklasse von 24 Kindern darin verschwinden könnte. "Und das hat im Straßenverkehr oft fatale Folgen", betont Zimmermann. Er möchte die Schüler mithilfe des markanten Lkw sensibilisieren, ihnen am praktischen Beispiel zeigen, was ein Lkw-Fahrer sieht, wenn ein Schüler etwa mit dem Fahrrad gleich neben ihm unterwegs ist. "Gerade bei Abbiege-Vorgängen kommt es immer wieder zu tragischen Unfällen – teilweise mit tödlichen Folgen. Auch im Rhein-Kreis Neuss verunglücken immer wieder Menschen, weil sie im toten Winkel unterwegs sind", sagt der Verkehrserzieher.
Claus Zimmermann und auch das Team von den "Transportbotschaftern" um Markus Uebel hoffen, den Schülern in Kleinenbroich verdeutlicht zu haben, dass trotz Spiegeln längst nicht alles sichtbar ist, was sich um einen Lkw bewegt.
Quelle: NGZ

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