Samstag, 22. Februar 2014

Neuss Neusserin genießt Olympia in Sotschi

Auch wenn sie nicht zum Einsatz gekommen ist – Bob-Anschieberin Lisette Thöne unterstützt ihr Team mit eigenen Motivationsvideos und sorgt für gute Stimmung. Und sie freut sich schon jetzt auf die Spiele 2018 in Südkorea. Von Helga Bittner und Jan Mies
 
Als ihr Bob mit Pilotin Anja Schneiderheinze am Mittwochabend zum letzten Mal die olympische Bahn herunterraste, konnte Lisette Thöne nur noch fest die Daumen drücken. Im Startbereich des "Sanki Sliding Centers", hoch in den Bergen über Sotschi, fieberte die gebürtige Neusserin bei jeder Kurve, bei jedem noch so kleinem Fahrfehler ihrer Teamkolleginnen mit – selbst im "GER3" sitzen durfte die 25-Jährige in Russland nicht. Das Erlebnis Olympia 2014 sollte das aber kaum schmälern.
"Allein diese Ehre, hier dabei sein zu können, im olympischen Dorf zu schlafen und die Deutschland-Sachen zu tragen", sagt die 25-Jährige stolz: "Das hat für mich einen sehr, sehr hohen Stellenwert." Auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 2018 in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang seien die Erfahrungen und Eindrücke der vergangenen Tage "einfach Motivation pur".
Was die frühere Leichtathletin, die ihre Karriere bei der TG Neuss und dem TSV Bayer Leverkusen begonnen hatte, in Russland erlebt, verfolgen inzwischen über 1000 Fans auf Thönes Twitter-Kanal. Der kurioseste Eintrag: Am Samstagmorgen zwitscherte die in Erfurt lebende Sportsoldatin per Foto einen Hilferuf aus einem feststeckenden Aufzug im deutschen Mannschaftsquartier des Mountain Village. Offenbar mit Erfolg, wenig später stand sie wieder am Eiskanal und verfolgte das Training der Männer.

Die Häkelnadel der begeisterten Handarbeiterin bleibt in Sotschi im Gepäck. Eine Mütze aber sei entstanden – auf dem Hinflug und in den "Dortmund"-Farben für den Physiotherapeuten, sagt sie lachend. Dafür sorgte Thöne, die als sogenannte P-Athletin zwar mit der gesamten Mannschaft, rein sportlich aber nur als Ersatz für Anschieberin Stephanie Schneider ans Schwarze Meer gereist war, in ihrem Team mit selbst gebastelten Motivationsvideos und Unterstützung an allen Ecken und Enden für gute Stimmung. "Ich habe denen oft gesagt: Ihr relaxt jetzt, bleibt zu Hause und ich mache die Arbeit am Bob", sagt sie. Natürlich "wäre ich gerne gefahren. Aber sonst ist es eigentlich wie bei den anderen auch. Ich habe eine super Pilotin, die alle integriert." Nach einer der Trainingseinheiten machte das "Bobteam Schneidi", das in Sotschi den zehnten Platz belegte, gemeinsame Erinnerungsfotos – an, auf und zwischen den riesigen olympischen Ringen in den Bergen des Kaukasus, die wohl sinnbildlich für den Gigantismus der russischen Festspiele stehen. "Das ist alles unvorstellbar groß, allein die Sicherheit ist ziemlich krass. Das ist man einfach nicht gewohnt", sagt Thöne, die zwischenzeitlich im sechs Tage entfernten Istanbul trainiert hatte. "Das erschlägt einen ein bisschen. Aber es ist natürlich total cool, das alles zu sehen."
Viel Zeit für die Heimat im Rheinland bleibt dabei nicht. "Meine Familie und Freunde wissen ja, dass ich viel zu tun habe, und wollen, dass ich so viele Impressionen wie möglich aufsauge", sagt sie. Fotos und E-Mails gingen aber trotzdem schon kurz nach der Anreise Richtung Deutschland. "Meine Eltern sind megastolz, wenn sie mich vor den Olympischen Ringen sehen", sagt Thöne und lächelt.
Quelle: NGZ

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