Vor rund
einem Jahr wurde am Lukaskrankenhaus die neue Palliativstation eröffnet.
Die 20 Mitarbeiter setzen bei ihrer Arbeit ein ganzheitliches Konzept
um, stets mit dem Ziel, den Patienten zu mehr Lebensqualität zu
verhelfen.
Von Bärbel Broer
Es duftet nach Apfelkuchen, gedämpftes Gemurmel klingt
auf den Fluren, die Frühlingssonne strahlt auf die Terrassen. Die
Patientenzimmer sind hell und freundlich, die Bäder großzügig, ein
Extrabett für Angehörige ist ausklappbar, und eine große Küche mit
Aufenthaltsraum lädt zum Essen und Verweilen ein. An diesem Ort herrscht
eine Atmosphäre des Wohlfühlens und der Geborgenheit. Es ist aber auch
der Ort, an dem jedem Patienten, Angehörigen und Mitarbeiter bewusst
ist, dass Sterben zum Leben dazugehört. Denn dieser Ort ist die
Palliativstation des Lukaskrankenhauses.
Acht Betten gibt es für die sterbenskranken Menschen,
"die sämtliche therapeutischen Mühlen hinter sich haben", sagt
Oberärztin Dr. Martina König. Die Warteliste ist lang. Nicht
"Gesundwerden" sei das Ziel, sondern die verbleibenden Tage mit
Lebensqualität zu füllen. Fast jeder dritte Patient beendet dort sein
Leben. "Eine Sterbestation ist die Palliativstation aber nicht", fügt
Chefarzt Professor Tobias Heintges hinzu. "Über die Hälfte der Patienten
können wir nach Hause entlassen." Andere gehen ins Hospiz.
213 Patienten hat das Team der Palliativstation im
ersten Jahr ihres Bestehens betreut, 20 Mitarbeiter sind dort
beschäftigt. Der Leitspruch stammt von der englischen Ärztin Cicely
Saunders, die als Begründerin der Hospizbewegung gilt: "Nicht dem Leben
mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben." Um das zu erreichen,
setzt die Palliativstation ein ganzheitliches Konzept um. Ärztliche,
spirituelle, psychosoziale, therapeutische, seelsorgerische und
pflegerische Begleitung sind ebenso wichtig wie ein würdevoller Umgang
und die tägliche Bereitschaft, Wünsche der Patienten zu erfüllen.
"Regelmäßig besprechen wir, was den Patienten gut tun
könnte", erzählt König. Das kann die Klangmassagentherapie sein, bei der
Krankenschwester Marianne Hucke Klangschalen auf dem Körper des Kranken
in Schwingungen versetzt, um eine Tiefenentspannung bewirken. Das kann
aber auch die seelsorgerische Betreuung durch Pfarrerin Angelika Ludwig
sein, zuständig fürs gesamte "Lukas", aber jederzeit per Rufbereitschaft
für die Palliativstation erreichbar. Das können ebenso die
kulinarischen Genüsse sein, die die beiden "guten Geister" Hanne Vitt
und Anke Jansen-Unruh auf Wunsch zubereiten. Große Mahlzeiten können die
wenigsten Patienten – die meisten sind von Krebserkrankungen gezeichnet
–vertragen. Aber eine Tomaten- oder Hühnersuppe, dazu ein nettes
Gespräch, auch das ist Lebensqualität. Besondere Momente gibt es auf der
Palliativstation ebenfalls: "Wir haben schon zwei Hochzeiten gefeiert",
erzählt Stationsleiterin Margret Paulus.
Die Kompetenzen im Team sind unterschiedlich. "Jeder
von uns kann etwas anderes, und jeder von uns ist hier wichtig", sagt
sie. Physiotherapeutin Ute Lückhof betont, dass die Arbeit nicht
schwerer oder leidvoller als in anderen Berufen sei: "Der Kontakt mit
den Patienten und Kollegen gibt viel Kraft", sagt sie. Chefarzt Heintges
spricht von einer "gelebten Entschleunigung" auf der Station: "Meine
Erwartungen an die Effekte der palliativmedizinischen Versorgung sind
weit übertroffen worden", sagt er.
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