"Das haben wir gut eingefädelt", sagte Gastgeber Dieter Welsink mit einem Augenzwinkern. Der geschäftsführende Gesellschafter der Medicoreha-Gruppe hatte gemeinsam mit seinen Mitarbeitern die Räume für die hochkarätig besetzte Veranstaltung bereitgestellt. Neben Gröhe sprachen auch der Vorstandschef der Barmer, Christoph Straub, und Jürgen Wasem, Professor und Gesundheitsexperte von der Universität Duisburg-Essen, über die "Gesundheitspolitik in der neuen Legislaturperiode".
Gröhe nutzte die Chance, die Ziele seiner nicht unumstrittenen Reform zu verdeutlichen. Mehr Wettbewerb will er in die gesetzlichen Krankenkassen tragen, ihnen aber auch einräumen, ab 2015 von den Versicherten Zusatzbeiträge zu erheben, um zu erwartende Defizite auszugleichen. Übergeordnetes Ziel bleibe ein solidarisches Gesundheitssystem, betonte Gröhe, der sich an den rauen Ton, mit dem mitunter über Gesundheit diskutiert wird, schon gewöhnt hat. Dass es, wie einst CSU-Chef Horst Seehofer formulierte, "ein Haifischbecken" sei, in das er sich da begibt, das glaube er nicht. Gröhe sieht die Problematik philosophischer: "Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab", zitierte der Minister Karl Popper. Angewöhnt hat er sich bereits das "Mediziner-Sprech" – allerdings wolle er nicht "der Oberarzt der Nation" sein, betonte Gröhe. Vielmehr gehe es darum, die Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens so zu gestalten, dass es nachhaltig stabil bleibt, gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Damit stieß er in der Medicoreha auf offene Ohren. Schließlich zähle dort, so ihr Chef Dieter Welsink, das Schlagwort "Reha vor Rente". Dem schloss sich Gröhe an. Es sei wichtig, die Gesundheit der Arbeitnehmer zu fördern. "Firmen können es sich nicht leisten, Fachkräfte zu verlieren", sagte der Minister, der in den vergangenen Monaten Antrittsbesuche in ganz Deutschland gemacht hat. Neuss bleibe die wichtigste Anlaufstelle, so Gröhe. Dort sei er schließlich zu Hause, müsse sich auch einmal rechtfertigen für sein Tun in Berlin. "Das hält mich auf Trab", sagte der Minister schmunzelnd.
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