Justizminister Thomas Kutschaty hatte am Mittwoch das Projekt "Jugendstrafvollzug in freien Formen" beendet, was Scholten als nicht abgestimmte "Ad-hoc-Entscheidung" kritisierte. Das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt war vom Ministerium zur Halbzeit gestoppt worden, nachdem Verfehlungen eines Sozialpädagogen bekanntgeworden waren. Der seit einem Jahr im Raphaelshaus beschäftigte Mann soll drei Straftätern (17 und 18 Jahre) an Weihnachten 2013 einen Bordellbesuch in Düsseldorf ermöglicht haben, als sie laut Fahrtenbuch mit zwei weiteren Teilnehmern der Horst-Wackerbarth-Gruppe auf einem Ausflug zum Aachener Dom unterwegs waren. Ein Junge hatte eine Krankheit vorgetäuscht, um einen Mitarbeiter zu binden, so dass der Pädagoge allein mit den anderen wegfuhr.
Außerdem ist er mit den Jugendlichen an Silvester zwei Stunden später als angegeben, erst um 4 Uhr, zurück im Haus gewesen, was Überwachungskameras belegen. "Aufgrund dieser dienstrechtlichen Vergehen haben wir die fristlose Kündigung eingeleitet, der der Mitarbeiter durch seine eigene Kündigung zuvorgekommen ist", erklärte Björn Hoff, Bereichsleiter für die Spezialgruppen. Strafanzeige ist gestellt. Der "Lieblings-Betreuer" der Jugendlichen, der die Vorwürfe bestreitet, hatte ihnen zuvor mehrmals ermöglicht, die strikte Nachtruhe zu durchbrechen, um Karten zu spielen. Auch Alkohol und Zigaretten sollen im Spiel gewesen sein.
"Ich bin nicht die Inquisition", erläuterte Scholten, warum er den Sozialpädagogen trotzdem nicht verurteilt. "Das müssen andere machen. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung." Trotzdem ist Scholten tief enttäuscht von dem Vertrauensbruch des ehemaligen Mitarbeiters, dem Übertretungen nachgewiesen werden konnten.
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