Dazu war ein dezidierter Aufgabenkatalog vorgegeben: Zunächst sollte mit der Gemeinde ein Kanon einstudiert werden. Das Orgelspiel umfasste sowohl ein frei gewähltes Werk von Johann Sebastian Bach und eines aus Romantik oder Neuzeit. Den Abschluss bildete jeweils eine Stunde Probenarbeit mit der Dormagener Kantorei.
Den Anfang machte Johannes Meyer, 1955 in Bayern geboren. Sein Studium der Schul- und Kirchenmusik absolvierte er in Lübeck (Orgel bei Knut Vadi und Hans Heinze). Zurzeit ist er Kreiskantor im Kirchenkreis Weimar und Kantor in Bad Berka (Thüringen). Mit den gut 50 Mitgliedern der Gemeinde, die ausgesprochen sicheren Gesang repräsentierten, hatte er schnell den Kanon "Dafür will ich Dir danke sagen" von Ludwig Edelkötter einstudiert. Aus Johann Sebastian Bachs Meisterwerk hatte er sich für "Präludium und Fuge c-Moll" (BWV 546) entschieden.
Christine Marx ist 1976 in Kaiserslautern geboren. Sie studierte in Heidelberg und Saarbrücken (Orgel: Wolfgang Rübsam) und ist zurzeit Kantorin in Neuwied/Rhein. Sie forderte die Besucher mit einem Kanon zum Lied "Denn die auf Gott hoffen", dessen Rhythmus erst mit tänzerischen Bewegungen und Klatschen genau wurde. Bei ihrer Bach-"Toccata und Fuge F-Dur" (BWV 540) spielte sie trotz schnell gewählten Tempos den großen Monolog im Pedal flüssig. Auch sie wählte aus einer Mendelssohn-Sonate (Nr. 4) den Finalsatz und gab ihr, indem sie alle Register zog, den größtmöglichen Glanz. Die Vorspiele zu ihren Liedbegleitungen hatte sie in feste Strukturen gekleidet: Eine tänzerische Ciacona mit der Choralmelodie im Pedal bereitet den Gemeindegesang vor, in einer Fantasie zu "Der Tag ist um" umspielt die Flöte im Oberwerk die mittelalterliche Melodie, und die Einleitung zu "Ich lobe meinen Gott", ein neues geistliches Lied des Düsseldorfer Kirchenmusikers Christoph Lehmann, regte sie zu jazziger Improvisation an. Am Abend hatten dann beide Kandidaten noch Chorarbeit mit der Dormagener Kantorei vor sich. Wohl nur in künstlerischen Berufen gibt es ein derart anstrengendes Bewerbungsverfahren.
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