Mit "gesellschaftlicher Seuche" zielte der Richter auf reisende Täter ab, die zumeist aus Südosteuropa stammen. Die in Neuss verurteilte dreiköpfige Familie bedient nahezu alle Klischees. Eine 33-jährige, sechsfache Mutter, ihr 15-jähriger Sohn und eine weitere 18-jährige Verwandte hatten ihre Heimat auf dem Balkan aufgegeben und sind über Italien nach Charleroi in Belgien gekommen. "Mit gefälschtem Kennzeichen am Wagen, ohne Führerschein und mit Einbruchwerkzeug an Bord ging es am Tattag Richtung NRW", so Richter Cöllen, "zwei der drei Angeklagten verfügen außerdem über so genannte Alias-Personalien. Das heißt, sie haben in der Vergangenheit falsche Namen und Geburtstage genannt."
Das Trio erklärte, es sei auf dem Weg zu einer herzkranken Verwandten in Bochum gewesen, als auf "Höhe Neuss" die Idee "spontan" geboren wurde, Geld zu stehlen. In einem bürgerlichen Vorort verschafften sich Mutter und Begleiterin mit typischem Einbruchswerkzeug Zugang zu einem Wohnhaus, durchwühlten alle Räume und türmten schließlich mit einem iPad.
Und genau dieses iPad wurde zum Schlüssel des Fahndungserfolges. Die Polizei wäre der Diebesbande vermutlich nie auf die Schliche gekommen, wenn nicht die Finesse des Hauseigentümers geholfen hätte. Birger Gröblinghoff (34) ist nämlich Mitinhaber des Elektrofachhandels "Expert" im Neusser Süden und mit modernen Kommunikationsmitteln bestens vertraut.
Vor Gericht in Neuss nahmen weder Richter noch Staatsanwalt den Angeklagten ab, sich "spontan" zu einem Einbruch entschlossen zu haben. Vielmehr zeigte man sich überzeugt, "professionelle, reisende Täter" vor sich zu haben, denen moderne Technik zum Verhängnis geworden war. Und dann griff Amtsrichter Cöllen hart durch.
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