"Ich finde es sehr wichtig, dass das Brauchtum dokumentiert wird. Hier haben wir etwas, auf das man immer zurückgreifen kann", sagt Nickel. Auf beinahe 200 Seiten wird die Historie des Neusser Karnevals im 19. und 20. Jahrhundert aufbereitet.
Geschrieben wurde das Buch von Friedhelm Ruf, Journalist aus Neuss. Er arbeitete 22 Jahre für die NGZ, schreibt heute viele Biografien – derzeit über Kardinal Frings. Auch mit dem Neusser Karneval ist Ruf sehr verbunden: Beim "Nüsser Ovend" trat er bis 2004 als Prologius auf. "Bei Friedhelm Ruf ist der Journalist mit dem Karnevalisten vereint. So ein Buch schafft nur jemand, der mit Herzblut dabei ist", sagt Jakob Beyen, Präsident des Karnevalsausschusses. In Neuss seien vor allem die Schützen überall präsent, deshalb "war es uns wichtig, etwas zusammenzufassen, was hier so nicht existiert. Es sollte ein Buch werden, das nicht nur für die Karnevalszeit ist, sondern auch für die Zeit danach."
Für das Buch recherchierte Friedhelm Ruf im Stadtarchiv und traf sich mit vielen Zeitzeugen. "Ich habe alte Ausgaben der NGZ durchgeblättert, das hat mir sehr geholfen. Aber auch die Gespräche mit vielen ehemaligen Akteuren und meine eigenen Erinnerungen an die vielen Jahre im Karneval waren sehr wichtige Quellen", sagt Ruf. Der Autor berichtet über die Anfänge des Neusser Karnevals um 1840, erklärt den religiösen Ursprung des Fests: "Ohne die katholische Kirche würde es keinen Karneval geben. Es war die Zeit vor dem Fasten, wo man noch einmal richtig feiern wollte", erklärt Ruf.
Ein besonderes Anliegen war Friedhelm Ruf auch eine umfassende Darstellung des Karnevals zur Zeit des Dritten Reichs: "Das wird in Erzählungen und Berichten häufig ausgeklammert. Es ist eine Zeit, die viele gerne ausblenden möchten."
Insgesamt ein Dreiviertel Jahr arbeitete Ruf an dem Buch. "Die Recherche hat natürlich viel Zeit gekostet, geschrieben habe ich es in knapp drei Monaten", erklärt Ruf. Auch das Layout habe er selbst gemacht: "Die Auswahl der Bilder hat am Ende besonders viel Spaß gemacht." Bei der inhaltlichen Gestaltung habe er als Autor sehr viele Freiheiten gehabt: "Das war sehr angenehm."
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