Die
Karnevalisten aus Neuss, Düsseldorf und Neuss haben Dienstag Abend "Ne
Bergische Jung" im Zeughaus mit dem Närrischen Maulkorb ausgezeichnet.
Der Diakon kehrt in die Stadt zurück, in der sein Leben neue Richtungen
einschlug.Von Ludger Baten
Für ihn war es eine Rückkehr nach Neuss, in die
Stadt, "der ein Teil meines Herzens gehört": Zehn Jahre arbeitete
Willibert Pauels (60) einst im Collegium Marianum an der Preußenstraße
als rechte Hand von Direktor Johannes Boersch, gestern stand er im
Zeughaus im Mittelpunkt. Die Karnevalisten aus Neuss, Düsseldorf und
Gladbach zeichneten ihn als siebten Preisträger seit 2001 mit dem
"Närrischen Maulkorb" aus – weil er als Diakon von der Kanzel und als
"Ne Bergische Jung" in der Bütt dafür bekannt ist, Klartext zu sprechen.
Willibert Pauels steht für Humor ohne Häme.
Der "Närrische Maulkorb" wird inzwischen wieder alle
zwei Jahre verliehen. 2016 wird dann das Comitee Düsseldorfer Carneval
(CC) der Gastgeber sein, das gemeinsam mit dem Karnevalsausschuss (KA)
Neuss und dem Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV) in der
sogenannten Elefantenrunde diesen Preis auslobt. 2012 wurde der
Düsseldorfer Malerfürst Markus Lüpertz in Mönchengladbach geehrt, der
aber ebenso für den gestrigen Abend abgesagt hatte wie nahezu alle
anderen bisherigen "Maulkorb"-Träger – mit einer Ausnahme: Bernd Müller
(2009), der in Neuss lebende WDR-Moderator sah aufmerksam zu, wie es
seinem Nachnach-Nachfolger erging. Vor allem aber hörte er die
spritzig-nachdenkliche Laudatio, die der Kölner Stadtdechant Robert
Kleine in seiner Heimatstadt Neuss auf den neuen Ordensträger hielt.
Willibert Pauels verkünde die frohe Botschaft, bis zu
seiner Erkrankung im Sommer 2012 habe er das besonders zwischen dem 11.
11. und Aschermittwoch auf den großen Bühnen des (Kölner) Karnevals
getan: "Von Anfang an hielt er den Oberen den Spiegel vor. In der guten
Tradition des Hofnarren konnte er aussprechen, was viele dachten – und
das Ganze nie bösartig, sondern so charmant, dass ihm keiner böse sein
konnte." Dabei nutze er die Bühne für ein persönliches Glaubenszeugnis,
"das im Saal nicht nur die Menschen erreicht, denen Glaube und Religion
etwas bedeutet". Mit roter Nase, Brille und schwarzem Hut als seine
Erkennungszeichen stieg er zu einem Sympathieträger für die Kirche auf.
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Mit Neuss verbindet Willibert Pauels wichtige
Lebensabschnitte. Im Marianum ebnete sich sein Weg – so Kleine – "vom
Diakon zum Dia-Clo(w)n". Bei den Sitzungen der "KG Löstige Marianer"
ging Pauels erstmals in die Bütt. Damals lernte er auch Kleine kennen.
Benno Jakubassa, den Neusser SPD-Chef, kennt er noch länger. Beide
gingen in Wipperfürth zur Schule. Vor dem Zeughaus begrüßten sie sich
herzlich.
Als Pauels an Depression erkrankte, führte ihn sein
Weg von der Bühne ins Krankenhaus, ins "Alex" nach Neuss. Dort wurde ihm
geholfen. Pauels richtete sein Leben – wiederum in Neuss – neu aus –
dieses Mal (fast) ohne Karneval. Gestern machte er eine Ausnahme und
ließ seinen Talenten freien Lauf: machte Grimassen, erzählte herrliche
Geschichten, benutzte unterschiedliche Dialekte und zeigte ein
ansteckendes Lachen – für einen Maulkorb viel zu schade, für den
"Närrischen Maulkorb" wie geschaffen.
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