Die Polizei meldete am Montag: "Als der 19-jährige Neusser von den Beamten gestellt werden konnte, leistete er erheblich Widerstand. Er schlug und trat um sich, so dass er nur mit Hilfe des Einsatzes von Pfefferspray unter Kontrolle gebracht werden konnte." Maik M. widerspricht. "Ich bin zwar zuerst in Panik weggelaufen, aber als mir die Puste ausging, habe ich mich vor den Garagen hinter der Sparkasse sofort ergeben", berichtet der Schüler. Trotzdem habe ihm einer der Zivilbeamten drei Mal Pfefferspray ins Gesicht gesprüht, ihn mit dem Gesicht nach unten auf den Boden geworfen, ihm die Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt und dann seinen Kollegen gerufen. "Immer wieder haben sie auf mich eingetreten und geschlagen", sagt der Reuschenberger. "Ich habe um Hilfe gerufen, aber sie haben mich nur beleidigt und gesagt, ich sei ein Jammerlappen."
Mehrfach hätten Autos und Passanten angehalten, um zu fragen, was los sei. "Aber die beiden haben den Leuten immer nur zugerufen: ,Gehen Sie weiter, das ist ein Polizeieinsatz'." Schließlich hätten sie ihn zur Wache an die Jülicher Landstraße gebracht und nach mehreren Stunden entlassen. Als er einen Tag später die Ambulanz im Lukaskrankenhaus aufsuchte, behielt man ihn gleich für eine Nacht da.
Während der Berufskollegschüler sein Erlebnis am Tatort schildert, kommt eine 74-jährige Anwohnerin vorbei. "Das war furchtbar", bestätigt die Seniorin. Wie von Sinnen hätten die beiden – nicht uniformierten – Männer den auf dem Boden liegenden Jungen malträtiert. "Ich dachte, die Männer wären unter Drogen und brechen ihm gleich das Genick. Der konnte sich doch gar nicht mehr wehren."
Maik M. ist zurzeit krank geschrieben und will nun Anzeige gegen die beiden Zivilbeamten stellen. Dafür sucht er noch Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben. Auch die Staatsanwaltschaft, die mit Disziplinarverfahren gegen Polizisten betraut wird, ist nach eigenen Angaben auf Zeugenaussagen angewiesen. "Häufig wollen Leute mit einer Anzeige gegen die Polizei von ihrer eigenen Tat ablenken", sagt Staatsanwalt Ralf Herrenbrück. "Aber es gibt durchaus Anzeigen gegen Polizisten, an denen etwas dran ist."
Die Neusser Polizei bleibt vorerst bei ihrer Darstellung, bittet aber ebenfalls Zeugen, sich zu melden. Ihr zufolge gab es weder 2013 noch 2012 Disziplinarverfahren gegen Neusser Polizisten.
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