Mittwoch, 2. April 2014

Neuss 0 Lebensfreude auf der Alm mit "Heidi"

Das Theater am Schlachthof zeigt den Kinderbuchklassiker "Heidi" in einer Bühnenversion für junge Zuschauer. Stefan Filipiak hat die Geschichte umgeschrieben, Regisseur Remo Hofer daraus ein dichtes Bühnenspiel gemacht. Von Susanne Zolke
 
Schluchzend sitzt die kleine Heidi in ihrem bunten Kleid ganz alleine auf einer Alm. Ihre Tante Dete hat sie überraschend in die Schweizer Berge geschickt, denn ab sofort soll sie dort bei ihrem Großvater, dem Alm-Öhi, leben. Doch schnell hellt sich ihre Stimmung wieder auf, als die beiden Zicklein Schwänli und Bärli sie aufmunternd anblöken. So beginnt die Bühnenversion des Kinderbuchklassikers "Heidi" von Johanna Spyri im Theater am Schlachthof.
Die kleinen Theaterbesucher tummeln sich in den ersten Reihen und lassen sich von Beginn an von Heidis Lebensfreude anstecken. Freudiges Gelächter tönt durch das Publikum, wenn Heidi, schwungvoll gespielt von Franka von Werden, sich vergnügt dem skeptisch dreinblickenden Ziegenpeter (Julia Jochmann) vorstellt. "Ich bin die Heidi – oder das Heidi, ganz wie du möchtest!" Selbst ihren griesgrämigen und stimmgewaltigen Großvater entwaffnet das kleine Mädchen im Handumdrehen. Anstatt sich ängstlich hinter dem Ziegenstall zu verstecken, begegnet es dem ruppigen alten Mann mit seiner direkten, fröhlichen Art: "Ich bin deine Enkeltochter, und ich wohne jetzt bei dir, ist das nicht toll?" Heidi ist von allem und jedem begeistert, den bunten Almblumen, dem Zwitschern der Vögel oder den "brennenden Bergen" beim Sonnenuntergang. Fröhliche Lieder untermalen Heidis Erlebnisse vor dem Alpenpanorama; das junge Publikum stimmt lautstark in den Gesang ein.
Aber wie es sich für ein echtes "Alpendrama", so der Untertitel des Stücks, gehört, wird die Harmonie in den Bergen bald gestört. Die Störung keucht in Form von Frau Rottenmeier auf die Bühne beziehungsweise die Berge hinauf. Die legendäre Figur, die schon Generationen von Kindern Respekt eingeflößt hat, wird grandios dargestellt von Ana Maria Gonzalez. Sie nimmt Heidi mit nach Frankfurt, zu der kranken und einsamen Clara aus reichem Elternhaus. In wenigen Sekunden verwandelt sich das Bühnenbild von einer grünen Alm und Großvaters Hütte in das Zimmer eines reichen Großstadtmädchens. Auch sonst schafft es Regisseur Remo Hofer, die Geschichte, der ein zweibändiger Roman zugrunde liegt, der von Stefan Filipak für die Bühne bearbeitet wurde, in ein dichtes Spiel zu packen. Die wesentlichen Episoden reiht Hofer schlüssig aneinander, wobei er auch Raum für traurige und schwere Situationen lässt. Der Abschied vom Großvater oder das Heimweh, das Heidi Albträume beschert und sie schlafwandeln lässt, werden überzeugend umgesetzt. "Ich bin immer dafür, die Zuschauer ernst zu nehmen, das gilt genauso für das Kindertheater" lautet das Credo des Regisseurs.
Am Schluss gibt es trotzdem ein besonders fröhliches und ausgelassenes Finale. Selbst der einsiedlerische Alm-Öhi und die sonst so überdisplinierte Frau Rottenmeier werfen sich vergnügt verführerische Blicke zu. Mit lebhaften Jodlern und Schuhplattlern beenden die Bergbewohner das Alpendrama; die Zuschauer bedanken sich mit tosendem Applaus.
Quelle: NGZ

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