Ärzte,
Naturwissenschaftler, MTA's, Studenten: Acht "Zucker"-Experten der Uni
Düsseldorf gründeten 1999 in Neuss ein Unternehmen. 15 Jahre später ist
"Profil" Weltmarktführer auf dem Gebiet der automatisierten
Stoffwechselforschung.
Von Ludger Baten
In der Nachbarschaft sind vertraute Schriftzüge zu
lesen: Creditreform, Bürgschaftsbank, Ibis Hotel sind überregional
bekannte Namen, die für das Neusser Hammfeld stehen. Aber eine Klinik
würde kaum ein Neusser in diesem Gewerbegebiet suchen – und doch, er
würde fündig werden. An der Hellersbergstraße hat das Unternehmen
"Profil" ein 60-Betten-Haus errichtet, dessen Hightech-Ausstattung einer
Intensivstation entspricht. Dabei ist das Gebäude hoch gesichert: Nur
für den, der den Code kennt, öffnen sich die Türen. Die Fenster bleiben
immer geschlossen.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wird im
gewerbewirtschaftlichen Herzen von Neuss medizinische Hightech-Forschung
betrieben. Das Ziel sind moderne Medikamente und neue
Behandlungsmethoden im Bereich Diabetes und damit einhergehender
Erkrankungen wie Übergewicht und Bluthochdruck. "Wir sind
Weltmarktführer", sagt Geschäftsführer Dr. Christoph Kapitza (43) mit
Blick auf automatisierte Messmethoden, die mit von Profil entwickelten
Geräten exklusiv im Unternehmen vorgenommen werden. Jetzt expandiert das
Institut für Stoffwechselforschung. Neben Neuss wurde in Mainz ein
zweiter Standort mit 20 Betten eröffnet. Mit rund 250 Mitarbeitern
erwirtschaftet das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz
von mehr als 20 Millionen Euro.
In Deutschland wird die Zahl der so genannten
Zuckerkranken auf sechs Millionen geschätzt. Dank der Forschung können
diese Menschen inzwischen ein weitgehend normales Leben führen. Schon
bald könnte es möglich sein, dass Insulin als Tablette eingenommen
werden kann und das zuverlässige Blutzuckermessungen ohne Stechen
Standard werden. Wenn es darum geht, die Diabetes-Therapie zu
verbessern, sind Neuss und Mainz wichtige Forschungsstandorte.
Profil ging aus einer akademischen Studiengruppe der
Universität Düsseldorf hervor. Ärzte, Naturwissenschaftler,
Medizinisch-Technische Assistenten (MTA) und Studenten gründeten das
Unternehmen. Weil sie in Neuss die passenden und bezahlbaren Räume
fanden, siedelte sich Profil in der linksrheinischen Nachbarstadt an.
Das Geschäftsfeld von Profil ist global, doch die Rekrutierung von
Studienteilnehmern ist ein lokales Geschäft. Jährlich werden bis zu 1000
Probanden gesucht, die sich freiwillig in den Dienst der Forschung
stellen. In klinischen Studien suchen die Ärzte und Wissenschaftler neue
Wirkstoffe und Wege, um die Diabetes-Therapie zu verbessern. Je nach
Studie werden Aufwandsentschädigungen zwischen 500 und 5000 Euro
gezahlt. Die Entgelte legt das Institut in Absprache mit der Ärztekammer
Nordrhein fest. Inzwischen erfasst die Neusser Profil-Datenbank über 20
000 Namen; weit mehr als die Hälfte sind Diabetes-Patienten.
Die meisten Studienteilnehmer kommen aus der Region.
Eine Anreise von mehr als 100 Kilometern ist selten. Für viele Studien
ist aber eine stationäre Beobachtung erforderlich. "Darum ist es
wichtig, dass sich die Teilnehmer bei uns wohlfühlen", sagt Kapitza.
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