Mittwoch, 12. Februar 2014

Neuss Kindergärten sehen Kita-Navigator skeptisch

Gerade erst hat die ITK Rheinland für den von ihr entwickelten Kita-Navigator einen Preis erhalten. Doch die Nutzer sind skeptisch. Von Hanna Koch
 
Der Kita-Navigator, den auch die Neusser Kindergärten nutzen, um die Anmeldungen für das kommende Kita-Jahr abzuwickeln, ist ausgezeichnet worden: Der kommunale Dienstleister ITK Rheinland mit Sitz in Neuss hat dafür den Branchenpreis "Process Exellence Network Award" erhalten, unter anderem für die Innovationsstärke und Kostenersparnisse, die das Programm ermöglicht.
"Wir sind von dem System überzeugt", sagt Petra Jülicher. Sie ist beim Neusser Jugendamt zuständig für den Fachbereich Kindertagesstätten und betreut die Nutzung des Kita-Navigators. "Seit dem Start des Programms haben bereits 2000 Familien dieses neue Angebot genutzt, ihre Kinder für einen Kita-Platz vormerken zu lassen", erzählt Jülicher.
Eingeführt hatte die Stadt den Kita-Navigator, um die Anmeldungen in den Kindergärten besser koordinieren zu können. Denn viele Eltern meldeten aus Angst, ihr Kind könne keinen Platz bekommen, ihren Nachwuchs gleich doppelt und dreifach an. Auch im Kita-Navigator können mehrere Wunsch-Kindergärten angegeben werden. Wird ein Platz vergeben, macht das System dies für die übrigen Kitas sichtbar. "Wir bekommen dann eine Meldung darüber", erläutert Anneli Breidenbach, Leiterin des Familienzentrums St. Quirin. "Vorher mussten wir den Eltern oft hinterhertelefonieren, ob sie nun einen Platz bei uns möchten oder ihr Kind schon versorgt ist", fügt Breidenbach hinzu. Sie ist mit dem Kita-Navigator zufrieden: "Klar muss man sich da hineinfuchsen, aber dann bringt es auch etwas", sagt sie
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Dieses "hineinfuchsen" fällt jedoch vor allem den Eltern nicht immer leicht. Gerade in Stadtteilen, wo viele sozial schwache Menschen wohnen, birgt der Kita-Navigator Hürden. "Viele unserer Eltern haben Probleme, den Online-Fragebogen auszufüllen", sagt Hannegret Frohn, Leiterin des DRK-Familienzentrums in Erfttal. So bringe der Kita-Navigator jede Menge Mehrarbeit mit sich: "Wir müssen den Eltern helfen, oftmals vorher noch Überzeugungsarbeit leisten, damit sie sich überhaupt auf den Kita-Navigator einlassen", berichtet Frohn.
Mit dieser Erfahrung steht sie nicht alleine: Auch im "bürgerlichen" Reuschenberg sieht Ulrike Müller-Rütz, Leiterin der Kita Lutherstraße, ähnliche Probleme. "Die Eltern müssen an dieses neue Instrument behutsam herangeführt werden", sagt sie. Auch Annette Kramer-Mühlen – sie leitet die Kita Weberstraße 88 – steht dem neuen Instrument skeptisch gegenüber: "Von einem Erfolg würde ich noch nicht sprechen", sagt sie. Das Jugendamt verweist darauf, dass es ratsuchende Eltern unterstützt. "Wir helfen bei den Eingaben und erklären das Programm", sagt Petra Jülicher. Erstmals habe Neuss zudem eine umfassende Datenbank über seine Kita-Angebote: "Für Eltern ist das ein toller Service", sagt Jülicher.
Quelle: NGZ

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