Seit vier Wochen sitzt der 28 Jahre alte Lehrer, der an einer Schule in Willich unterrichtete, wie die Eltern des Opfers in Korschenbroich wohnte und bei diesen nach dem Tod des eigenen Vaters offenbar ein- und ausging, in Düsseldorf in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags, der mutmaßliche Täter schweigt seither. Weil es keine Zeugen zu geben scheint, die die eigentliche Tat beobachtet haben, rätselt die Öffentlichkeit mehr denn je über das Tatmotiv. "Die Ermittlungen der Polizei sind noch nicht abgeschlossen", sagt Staatsanwalt Matthias Ridder. "Motivationslagen sind in so einem Fall, bei dem Täter und Opfer in einem derart engen, persönlichen Verhältnis zueinanderstanden, aber viele denkbar."
Klar ist: Daniel Dicke und sein Cousin hatten am Tattag mehrfach miteinander telefoniert, das ergab eine Auswertung der Telefondaten. Wahrscheinlich waren sie verabredet, Daniel Dicke kam von zu Hause, aus Dormagen. "Womöglich waren sie auf dem Weg zueinander", sagt Staatsanwalt Ridder. Womöglich kamen sie sich entgegen, erkannten sich und – hielten an. Um 22.16 Uhr meldete eine Autofahrerin zunächst einen vermeintlichen Verkehrsunfall. Rettungskräfte fanden den Dormagener, der als Sachbearbeiter bei einer Versicherung in Köln arbeitete, erschlagen neben seinem Auto liegend.
"Juristisch", sagt Matthias Ridder, "impliziert der dringende Tatverdacht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Beschuldigte die Tat, die ihm vorgeworfen wird, auch begangen hat." Belastbare Hinweise darauf, dass es sich um einen Mord gehandelt haben könnte, gibt es derzeit offenbar nicht. Dafür fehlt es an einem nachvollzieh- und belegbaren Mordmerkmal. Heimtücke käme zum Beispiel als solches in Betracht. Heimtücke, sagt das Gesetz, liegt vor, wenn der Täter die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers bewusst ausnutzt. Theoretisch: Hätte die Obduktion ergeben, dass Daniel Dicke der erste Schlag von hinten traf, säße Letzterer jetzt wahrscheinlich wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Sicher ist: Spätestens Mitte Juli muss die Kripo ihre Ermittlungen abgeschlossen und die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben haben. Matthias Ridder ist zuversichtlich, dass das klappt.
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