Bluttat an Landstraße in Kaarst Fall Dicke: Anklage bis zum Sommer
Heute vor
neun Wochen starb Daniel Dicke an der K37 in Büttgen. Die
Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er von seinem Cousin erschlagen
wurde. Der 28-Jährige sitzt wegen Totschlags in Untersuchungshaft. Ein
Rätsel bleibt das Motiv.Von Julia Hagenacker
Irgendjemand hat frische Blumen niedergelegt, das Laub
beiseitegeschoben und die Kerze im Windlicht angezündet, so dass der
Blick der Autofahrer automatisch auf das Holzkreuz am Straßenrand fällt.
Die flackernde Flamme macht es unmöglich zu vergessen, dass an genau
dieser Stelle, vor genau neun Wochen ein unfassbar grausames Verbrechen
geschah. Am Rand der K 37, etwa 40 Meter hinter der Einmündung zur L
381, starb am 11. Dezember Daniel Dicke. Der 35 Jahre alte
Versicherungskaufmann wurde erschlagen – höchstwahrscheinlich von seinem
eigenen Cousin. Spätestens bis Mitte Juli, wahrscheinlich aber schon
früher, wird die Staatsanwaltschaft gegen ihn Anklage erheben. Der
Tatvorwurf lautet derzeit auf Totschlag.
Seit vier Wochen sitzt der 28 Jahre alte Lehrer, der
an einer Schule in Willich unterrichtete, wie die Eltern des Opfers in
Korschenbroich wohnte und bei diesen nach dem Tod des eigenen Vaters
offenbar ein- und ausging, in Düsseldorf in Untersuchungshaft. Die
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags, der mutmaßliche Täter
schweigt seither. Weil es keine Zeugen zu geben scheint, die die
eigentliche Tat beobachtet haben, rätselt die Öffentlichkeit mehr denn
je über das Tatmotiv. "Die Ermittlungen der Polizei sind noch nicht
abgeschlossen", sagt Staatsanwalt Matthias Ridder. "Motivationslagen
sind in so einem Fall, bei dem Täter und Opfer in einem derart engen,
persönlichen Verhältnis zueinanderstanden, aber viele denkbar."
Landstraßenmord in Kaarst
Klar ist: Daniel Dicke und sein Cousin hatten am
Tattag mehrfach miteinander telefoniert, das ergab eine Auswertung der
Telefondaten. Wahrscheinlich waren sie verabredet, Daniel Dicke kam von
zu Hause, aus Dormagen. "Womöglich waren sie auf dem Weg zueinander",
sagt Staatsanwalt Ridder. Womöglich kamen sie sich entgegen, erkannten
sich und – hielten an. Um 22.16 Uhr meldete eine Autofahrerin zunächst
einen vermeintlichen Verkehrsunfall. Rettungskräfte fanden den
Dormagener, der als Sachbearbeiter bei einer Versicherung in Köln
arbeitete, erschlagen neben seinem Auto liegend.
Zeugen berichteten später, sie hätten in der Nähe des
Tatorts zwei Männer und einen silbernen Golf beobachtet – einen Wagen,
wie ihn auch der jetzt Tatverdächtige fuhr. Ins Visier der Kripo war der
Lehrer über eben diesen geraten. Dreimal wurde der 28-Jährige zunächst
als Zeuge vernommen, bevor ihn die Polizei aufforderte, seinen Golf für
Untersuchungen zur Verfügung zu stellen. Im Innenraum fanden die
Kriminaltechniker Blutspuren des Opfers, für die Staatsanwaltschaft
begründen sie den dringenden Tatverdacht.
"Juristisch", sagt Matthias Ridder, "impliziert der
dringende Tatverdacht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Beschuldigte
die Tat, die ihm vorgeworfen wird, auch begangen hat." Belastbare
Hinweise darauf, dass es sich um einen Mord gehandelt haben könnte, gibt
es derzeit offenbar nicht. Dafür fehlt es an einem nachvollzieh- und
belegbaren Mordmerkmal. Heimtücke käme zum Beispiel als solches in
Betracht. Heimtücke, sagt das Gesetz, liegt vor, wenn der Täter die Arg-
und Wehrlosigkeit des Opfers bewusst ausnutzt. Theoretisch: Hätte die
Obduktion ergeben, dass Daniel Dicke der erste Schlag von hinten traf,
säße Letzterer jetzt wahrscheinlich wegen Mordverdachts in
Untersuchungshaft. Sicher ist: Spätestens Mitte Juli muss die Kripo ihre
Ermittlungen abgeschlossen und die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben
haben. Matthias Ridder ist zuversichtlich, dass das klappt.
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