Neben dem mit 37 Jahren bereits routinierten Bijan Djir-Sarai aus Grevenbroich, der zum dritten Mal nach 2004 und 2009 die Liberalen als Spitzenkandidat in die Kommunalwahl führt, sind dies noch Dirk Rosellen (36) aus Dormagen auf Platz drei, gefolgt von Simon Kell (21) aus Jüchen und Tim Tressel (25) ebenfalls aus Grevenbroich. Platz zwei und sechs gehen an Rolf Kluthausen (68) aus Korschenbroich sowie Rudolf Wolf (61) aus Rommerskirchen, die beide bereits dem aktuellen Kreistag angehören. Wenn die Liste einen Schönheitsfehler hat, dann diesen: Auf den ersten zehn Rängen ist nur eine Frau zu finden: Beate Kopp (66) aus Kaarst, die sich als Kandidatin der Liberalen Senioren den siebten Rang erkämpfte.
Sang- und klanglos ging bei der Kreiswahlversammlung in Kleinenbroich am Samstag eine politische Karriere zu Ende: Walter Boestfleisch (70) aus Kaarst, einst Vorsitzender der Kreis-FDP und deren Fraktionschef im Kreistag, scheiterte in einer Kampfabstimmung bei seinem Versuch, Listenplatz 2 zu erstreiten. Während Kluthausen 54 und Malik Hai 33 Stimmen erhielten, kam Boestfleisch nur auf 14 Unterstützer. "Das hat der Walter nicht verdient", klagte ein Parteifreund, während das liberale Urgestein gelassen blieb: "Dann habe ich jetzt eben mehr Zeit für meine Enkelin."
Der Parteitag hatte aber auch einen großen Verlierer, der gar nicht zur Wahl stand: Rainer J. Reimann, Vorsitzende der Neusser FDP. Der gescheiterte "Spitzenkandidat" Malik Hai kündigte "Konsequenzen" an. "So darf man den größten Stadtverband im Kreis nicht vorführen lassen", rang der Neusser Fraktionschef Heinrich Köppen nach Fassung und Ex-Vorsitzender Michael Riedl schüttelte angesichts der "handwerklichen Fehler" nur den Kopf. Reimann übernimmt die Verantwortung, kündigte seinen Rückzug an. Er wird bei den Vorstandswahlen in wenigen Wochen nicht mehr für den Vorsitz kandidieren.
Auch die liberalen Hochburgen Kaarst und Meerbusch, die traditionell die besten FDP-Ergebnisse kreisweit einfahren, wurden arg gerupft. Beate Kopp als Siebte und Klaus Rettig als Zehnter sind "weit hinten" platziert. Was das bedeutet, erklärte Noch-Kreistagsabgeordnete Franc J. Dorfer (52) aus Kaarst: "Neuss, Kaarst und Meerbusch haben zusammen 250 000 Einwohner. Denen bietet die FDP zur Kreistagswahl keinen Bewerber mit einem aussichtsreichen Listenplatz an". Das sei "unbegreiflich".
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