Im "Kinderzimmer" treffen sich regelmäßig junge Mütter, bringen ihre Kinder mit. Es ist ein sogenanntes Mütterzentrum. Darunter versteht man offene, selbst organisierte Treffpunkte für Familien. Gegründet wurde das "Kinderzimmer Grevenbroich" vor etwas mehr als einem Jahr von Sabine Kauffmann, Mutter von zwei Kindern. "Vor fünf Jahren war ich so ziemlich die Erste, die in meinem Freundeskreis ein Kind bekam – alle anderen standen immer noch mitten im Berufsleben. Ich war plötzlich wie abgeschnitten von der Außenwelt", berichtet Kauffmann.
Sie habe sich damals einen Ort gewünscht, wo man schnell in Kontakt mit anderen Eltern komme. Ein Platz, wo man gegenseitige Erfahrungen austauschen könne. "Leider gab es so etwas in Grevenbroich nicht", sagt die 31-Jährige. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes vor zwei Jahren entschied sich die ehemalige Rechtsanwaltsfachangestellte zur Gründung eines Mütterzentrums: "Ich hatte davon im Internet gelesen und habe mir dann ein Mütterzentrum in Dortmund angesehen. Das war genau das, was ich gesucht habe." Mit der Unterstützung aus Familien- und Freundeskreis (mittlerweile waren viele junge Eltern dabei), wurde das "Kinderzimmer" ins Leben gerufen.
Auf knapp 40 Quadratmetern können sich die Kinder austoben, die Mütter zueinanderfinden. Natürlich sind auch Väter willkommen. "Leider nehmen das Angebot nur wenige Männer wahr. Es herrscht noch oft das klassische Familienbild – die Väter arbeiten, die Mütter kümmern sich um die Kinder", sagt Kauffmann. Auch Großeltern dürften gerne mit ihren Enkeln vorbeikommen, so die 31-Jährige. Unter einigen Müttern, die regelmäßig kämen, seien schon gute Freundschaften entstanden, berichtet die "Kinderzimmer"-Chefin.
Weil die Nachfrage im vergangenen Jahr bereits so groß war, sucht Sabine Kauffmann bereits nach neuen Räumen für das Kinderzimmer: "Wir brauchen mehr Platz, dann können wir auch mehr anbieten. Außerdem wäre ein Garten schön, wo unsere Kinder ungestört spielen können." Zudem könne man dann auch über weitere Angebote nachdenken – wie zum Beispiel einen Mittagstisch oder Musikgruppen für Kinder. Dann wäre es wohl auch möglich, den Offenen Treff täglich anzubieten, so Kauffmann.
Das "Kinderzimmer" sei allerdings keine Reaktion auf mangelnde Kita-Plätze in der Stadt, sagt Kauffmann: "Es ist nicht unser Anspruch, eine Kinderbetreuung aufzubauen - dafür bräuchte man Fachkräfte. Wir wollen auch niemanden Konkurrenz machen." Die Mütter würden viel mehr nach einer Art Von-Laien-für-Laien-Prinzip arbeiten: "Jeder kann für sich etwas besonders gut und zusammen können wir alles."
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