Die Polizei geht von einem Unfall aus, dessen genauen Hergang sie aber gestern noch nicht rekonstruieren konnte. Nach Angabe von zwei Augenzeugen hatte die Frau versucht, auf der Fahrstraße zwischen dem Teil der ehemaligen Cretschmarhalle, in dem heute die Mensa des Gymnasiums Marienberg untergebracht ist, und der Hafenmole zu wenden. Dabei, so Polizeisprecherin Diane Drawe, durchbrach sie einen zur Absicherung dieser Kante aufgestellten Bauzaun und rutschte über die gemauerte Böschung und die Lukendeckel des am Pier I festgemachten Frachters Bandolino, stürzte auf dessen Backbordseite ins Wasser und versank fünf Meter tief.
Steuermann Kai Brockmann hatte zur Unglückszeit gerade seine Wohnung im Bug des Frachters zum Dienstantritt verlassen, als er den Wagen die Böschung herunterkommen sah. "Maximal zehn Stundenkilometer schnell", wie er zu Protokoll gab, fuhr der Wagen – mit Front nach vorne – setzte auf der Kaimauer auf und die Fahrt über die niveaugleiche Abdeckung des Schiffsladeraumes fort.
Wäre der Frachter nicht beladen gewesen und deshalb mit seinen Aufbauten höher aus dem Wasser geragt, so Hafenmeister Michael Braun von der Rhein-Cargo, hätten diese die Fahrt wohl gestoppt. So aber kam es zu einer Tragödie. "Man hätte das nicht zum Parkplatz machen dürfen", kritisiert Schiffsführer Frank Mittenzwei die Situation am Kai. "Der Bauzaun hält nichts."
Spätestens da bestätigte sich, was nach drei Suchtauchgängen schon angenommen werden konnte: Die Neusserin, die in der Mensa des Gymnasiums Marienberg tätig ist, war alleine in dem Fahrzeug. Guido Dalhaus, Schulseelsorger am Marienberg, leistete ihren Kollegen seelischen Beistand. Mensa und Kiosk, die gestern ohnedies nur in den großen Pausen geöffnet gewesen wären, blieben geschlossen.
Bevor mit dem Schiffskran der Bandolino der silberne Hyundai aus dem Wasser gehoben wurde, errichtete die Feuerwehr Neuss eine Ölsperre auf dem Wasser. Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde des Kreises hatten Sorge, dass Öl und Benzin ins Wasser gelangen könnten – was nicht geschah. Ein Boot der Wasserschutzpolizei sicherte das Manöver.
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