Doch nicht nur Hartz-IV dient als Gradmesser für Armut: Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. "Die Kinderarmut resultiert daraus, dass die Eltern arm sind. Wir haben natürlich viele Kunden, die Kinder haben. Oft sind es auch Alleinerziehende", sagt Wolfgang Norf. In der Tafel werden die Familien kindgerecht versorgt, es gibt Babynahrung und Kleidung. Besonders gefragt seien neben Lebensmitteln und Kleidung auch Spielwaren und Stofftiere: "Die Eltern klagen darüber, dass sie ihren Kindern nicht so viel bieten können, wie reiche Eltern. Alles kostet viel Geld: die Musikschule oder der Sportverein." Zumal sich Eltern, deren Kinder aus Sportbekleidung herauswachsen, nur schwerlich neue leisten können.
Angesichts der steigenden Zahlen wünscht sich der Vorsitzende der Existenzhilfe, Walter Balzereit, sogar eine Kinder-Tafel, die frisch gekochtes Mittagessen oder eine Hausaufgabenbetreuung anbietet. "Dafür fehlen uns allerdings die räumlichen Kapazitäten. Deshalb ist es leider nur Zukunftsmusik", sagt Balzereit. Nötig wäre eine gute Küche sowie mehr Personal. Das sei momentan nicht machbar. Solche Kinder-Tafeln gibt es zum Beispiel in Wuppertal und Düsseldorf. Die finanzielle Situation der Stadt sei ein weiteres Problem. "Grevenbroich hat einen Nothaushalt. Es wird nur bezahlt, was notwendig ist. Über alles andere hält der Landrat die Hand drüber", sagt Balzereit.
Auch die Bürgerstiftung Grevenbroich, die sich für unter Armut leidende Kinder einsetzt, sieht keine Besserung: "Es ist ein erschreckendes Bild. Alle reden von Aufschwung, doch davon merken wir nicht viel. Es wird eher alles schlechter", beklagt der Vorstandsvorsitzende Klaus-Jürgen Ruppert. Deshalb hat die Bürgerstiftung seinerzeit auch die NRW-weite Aktion "Kein Kind ohne Mahlzeit" unterstützt. Der entsprechende Landesfonds lief jedoch bereits aus.
Als Maßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut werde von den Befragten vor allem gefordert, einkommensschwache Familien mit Lehrmittelfreiheit, kostenfreiem Essen in Schule und Kita und auch kostenfreien Beteiligungsmöglichkeiten an Bildung, Kultur und Sport zu unterstützen. 66 Prozent der Befragten seien sogar bereit, mehr Steuern zu zahlen, um das Problem der Kinderarmut wirksam zu bekämpfen, teilt das DKHW mit. "Die Menschen sehen Staat und Gesellschaft ganz klar in der Pflicht, entschiedener als bisher die Kinderarmut zu bekämpfen", sagt der Präsident des Hilfswerks, Thomas Krüger.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen