Die erste Tour der Reihe "Neusser Kanten" von Neuss Marketing und NGZ führt am Samstag in die Siedlung Pomona.
Ein Mischgebiet mit Gewerbe und Wohnvierteln, dazu ein
Schulzentrum und eine Sportanlage – nichts Besonderes? Da wissen es die
Gastgeber der ersten "Neusser Kanten"-Tour in diesem Jahr besser. Am
Samstag führen Dieter Hoevels, Klaus Spickernagel und Frank Kurella
durch den Stadtteil, der den Namen der römischen Göttin der Baumfrüchte
trägt: Pomona. Und was sie Spannendes aus der Geschichte dieser Neusser
Kante zu erzählen haben, würde als Stoff für ein TV-Drama taugen.
Recht idyllisch fängt es an, als sich in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den verstreuten Bauernhöfen einige
Gartenbaubetriebe gesellen. Der berühmteste gehört der Züchterfamilie
Hönings, nach der mit "Hönings Früheste" sogar eine Stachelbeersorte
benannt ist, die heute noch über den Fachhandel vertrieben wird. Im
Weiteren geht es um zwei konkurrierende Obstagrarier, spektakuläre
Zockereien, bei denen einer seine Existenz aufs Spiel setzt, und
gerichtliche Auseinandersetzungen, schließlich ein Familiendrama und
viel Geld.
"Pomona" – diese Aufschrift zierte einst den Giebel
des Wohnhauses eben jener Familie Hönings, das längst nicht mehr steht.
Um 1925 errichtete Julius Hönings an der Ecke Grefrather Weg/Am
Krausenbaum ein neues Zuhause für seine Familie und nannte es, wie noch
heute zu erkennen, "Terra nova" (Neue Erde). Nach einer Familientragödie
baute der tiefreligiöse Mann 1935 eine Kapelle an. Hönings war es auch,
der bereits 1919 der Pfarre Heilige Dreikönige eine stattliche Summe
für den Ankauf der Kirchenfenster überließ. Damals war das eine durchaus
umstrittene Investition, heute gehören diese Kunstwerke von Jan
Thorn-Prikker längst zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Hoevels, Spickernagel und Kurella erklären anhand
alter Militärkarten, wie die Straße Am Krausenbaum zu ihrem Namen kam,
erinnern an das Baggerloch an der Jülicher Landstraße, das später mit
Abfällen verfüllt wurde. Heute befindet sich dort die
Kreispolizeibehörde. Sie berichten von Ziegeleien und den "Postelinge
Hüser", die um 1900 von der Neusser Ölmühle Caspar Thywissen für deren
Arbeiter erbaut wurden. Natürlich wird das Entstehen der eigentlichen
Wohnsiedlung Pomona, bei der die damalige Grundstückseignerin ein
gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte, thematisiert. Und dann geht es
vorbei an der Ludwig-Wolker-Sportanlage zum so genannten alten
Exerzierplatz, der auf einer Manöverkarte des 7. Preußischen Armeekorps
von 1842 verzeichnet ist. Gleich dahinter führt der Weg in den
Reuschenberger Busch, ein beliebtes Naherholungsgebiet mit Sümpfen, in
denen sich Reiher beobachten lassen. Ausklingen soll der Rundgang im
Vereinsheim der Kleingarten-Anlage Bergheimer Straße, wo dann auch die
"Neusser Kanten" der Konditorei Wegel verzehrt werden können.
Bis Ende Oktober laden Neuss Marketing und NGZ im
Rahmen der Reihe "Neusser Kanten" alle zwei Wochen zu Aktiv-Touren ein,
um den Neussern ihre Stadt unter ungewohnten Blickwinkeln näher zu
bringen. Dabei sind die Teilnehmer aufgerufen, sich ihre Heimatstadt
aktiv mit der Fotokamera zu erschließen.
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