Schon vor fünf Jahren hatte Davarci für den Stadtrat kandidiert – als erster und bislang einziger Einzelbewerber in Neuss. Am Wahltag war er vom Ergebnis her "drittstärkste Kraft" in seinem Wohnort, aber für einen Einzug in den Stadtrat hätte er das Direktmandat holen müssen. Dieses Mal wollen es Davarci und seine politischen Freunde schlauer anstellen und in der ganzen Stadt Stimmen einsammeln. "Das ist zumindest das Ziel", sagt er.
In mehr als der Hälfte der Stadtteile hätten die BIG-Kandidaten schon die erforderlichen Unterstützer-Unterschriften schon zusammen, in den anderen laufe die Aktion noch. Angenommen werden Wahlvorschläge im Wahlamt der Stadt noch bis Montag, 7. April, 18 Uhr. Weil es bei der Kommunalwahl keine Sperrklausel wie die Fünf-Prozent-Hürde gibt, stehen die Aussichten für BIG, im nächsten Stadtrat vertreten zu sein, nicht schlecht. 2009 reichten der Partei "Die Unabhängigen" 562 Stimmen für ein Ratsmandat – und Davarci holte alleine in Erfttal über 100.
Politisch gänzlich unerfahren sind Davarci und einige seiner Mitstreiter nicht. Als Liste "Türk Birligi" errangen sie bei den Wahlen zum Integrationsrat im Februar 2010 mit 46,5 Prozent der Stimmen fünf Mandate, konnten aber auch als stärkste Fraktion Davarci nicht als Vorsitzenden dieses Gremiums durchsetzen. "Türk Birligi" blieb den Sitzungen deshalb über Monate fern. Diese Erfahrung ließ einen Plan reifen: "Wir können unsere Themen im Integrationsrat nicht kommunizieren, wir müssen in den Stadtrat", sagt Davarci. Dort will BIG nun für Chancengerechtigkeit, kommunales Wahlrecht für alle, doppelte Staatsbürgerschaft und eben auch die Integration von Muslimen kämpfen.
Mit Unruhe verfolgen vor allem die Kandidaten die neue Entwicklung, in deren Wahlkreisen viele Ausländer leben. Zum Beispiel in Derikum. Dort, so glaubt Waltraud Beyen (CDU), gehe es nun um wirklich jede Stimme.
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