Friedel
Kellermann plant gern für sportliche Großereignisse. Die Danziger Arena
zur Fußball-EM gehört dazu. In Sotschi steuert das IOC die Winterspiele
von einem Gebäude aus, das der Neusser Architekt und sein RKW-Büro
errichtet haben.
Von Ludger Baten
Glanzvoll wurden gestern am späten Nachmittag die 22.
Winterspiele im russischen Sotschi eröffnet – und ein Mosaikstein der
neuen Gebäudelandschaft am Schwarzen Meer trägt die Handschrift eines
Neussers: Nach Plänen des international hoch angesehenen Architekten
Friedel Kellermann (78) und seines Düsseldorfer Büros RKW wurde das
"Green Office" errichtet. Das neungeschossige Gebäude dient dem
Internationalen Olympischen Komitee (IOC) aktuell als Einsatzzentrale.
Von dort aus werden die Spiele gesteuert. Es wurde inzwischen mit dem
russischen Umweltstaatspreis ausgezeichnet.
Gern hätten Kellermann und seine Partner noch mehr für
Olympia gebaut. Doch ihr Entwurf für das Olympia-Stadion, dem
sportlichen Herzstück der Spiele, belegte beim Wettbewerb "nur" den
zweiten Preis. Dafür erhielt RKW den Auftrag, das zentrale Besucher- und
Verwaltungsgebäude für das IOC in Sotschi zu planen – und damit schufen
sie das organisatorische Herzstück der Spiele. Über den Umweltpreis
freuen sich die Architekten. "Damit wurde unser Konzept belohnt,
umweltfreundlich zu planen und zu bauen", sagt Architekt Lars Klatte,
geschäftsführender Gesellschafter und somit einer der Partner von
Friedel Kellermann bei RKW.
Wenn Friedel Kellermann in eine europäische Stadt
reist, sind meist seine Gebäude längst dort. Kaum eine europäische
Großstadt, deren Gesicht er nicht zumindest in Teilen mitgeprägt hat.
Die Welt ist sein Geschäftsfeld, zu Hause ist er aber in Neuss. Vor 50
Jahren kam der gebürtige Rheydter in die Quirinusstadt, wo er mit Blick
auf den Stadtgarten bis heute wohnt. Für ihn ist Neuss "eine schöne
Stadt", wie er gern auch öffentlich betont. Ein paar sichtbare Beiträge
hat er geliefert. Nach seinen Plänen gestaltete der Bauverein am
Marienkirchplatz – ehemalige Zentrale der Rheinland-Versicherung – und
auf dem Marianum-Gelände an der Preußenstraße moderne Wohnquartiere. Und
auch den heutigen Amtsgericht-Komplex an der Breite Straße hat das Büro
RKW überplant.
Vor mehr als 50 Jahren fing alles an. Damals ging
Friedel Kellermann als 25-Jähriger zu Architekt Helmut Rhode. "Wir waren
sehr schön erfolgreich", formulierte Kellermann schon vor einigen
Jahren bescheiden. Was er meint, belegen eindrucksvolle Zahlen. Über 250
Mitarbeiter stehen hinter RKW mit Büros in Düsseldorf, Leipzig, München
sowie in Warschau und Moskau. Das Architektenteam sicherte sich über
die Jahre hinweg nach eigenen Angaben mehr als 100 internationale und
nationale Preise, darunter mehr als 50 erste Preise. Dutzende
vorbildliche Bauten zeugen von der Kreativität, der Innovations- und
Schaffenskraft der Düsseldorfer Architekten um Friedel Kellermann und
acht weiteren Gesellschaftern. Der Name RKW steht für die Gründer des
Büros: Helmut Rhode, Friedel Kellermann und Hans-Günther Wawrowsky.
Der Name RKW bleibt künftig auch mit den 22.
Winterspielen in Sotschi verbunden. Auch wenn die Athleten längst
weitergezogen sind, wird das Green Office ein markantes Gebäude der
Stadt bleiben.
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